Hundeschlittentour mit Huskys in Lapplands Taiga 2016


News:

Über diese Tour werde ich 

am 11.04.2018 um 19 Uhr

im Mikado in Frankfurt

berichten.

Ihr seid alle herzlich eingeladen.

Der Eintritt ist frei.

 


Wie geil ist das denn:      Zum Abschluss des Jahres eine

Hundeschlittentour mit Huskys durch Lapplands Taiga.

Genau das hat mir noch in meiner Raupensammlung gefehlt, also nichts wie hin und vielleicht schmuggle ich einen kleinen Huskywelpen im Rucksack mit nach Hause. 

Unter diesem Link könnt ihr schon mal die Tour verfolgen. Start ist am 16.12.2016. Mit dem Flieger über Stockholm  bis nach Kiruna im hohen Norden und dann zur Hundefarm raus. Ich versuche mich von der Farm mit einen ersten Foto zu melden, dann tauche ich mit meinem Hundegespann für 5 Tage ein in die weißen Weiten der schwedischen Taiga, freue mich schon wie ein Schneekönig drauf.  

http://www.nordicwinter.de/de/9214-Huskysafari-durch-Lapplands-Taiga

 

16.12.2016 , 19 Uhr 

Zwischenlandung in Stockholm. Auch wenn es schon dunkel ist, so sehe ich hier schon Schnee, huchju, also wird in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens, wohl erst recht Schnee liegen. Der Wetterbericht zeigt auch noch ganz moderate Temperaturen an. Mir ist schon ganz kribbelig, ich will mich endlich mit meinen Huskys im Schnee wälzen und mich auf meinen Schlitten durch die Wildnis ziehen lassen. Warum dauert die Anreise immer so lange. ...

Deshalb etwas Wissenswertes vorab:

Kiruna liegt schon über dem Polarkreis in Lappland und ist mit den Erzbergwerken entstanden. Damit die unter der Stadt liegenden Vorkommen abgebaut werden können, soll sie bis 2040 komplett um fünf Kilometer nach Osten verlegt werden. Eigentlich herrschen im Dezember minus 17 bis minus 8 Grad und die Sonne steigt vom 12. bis einschließlich 31. Dezember nie vollständig über den Horizont.

Na ich lass mich mal überraschen, die Sonnencreme habe ich jedenfalls zu Hause gelassen ...

Mein 1. Kontakt mit meinem Huskys war äußerst herzlich von beiden Seiten
Mein 1. Kontakt mit meinem Huskys war äußerst herzlich von beiden Seiten

 

17.12.2016

Gestern spät abends auf der Husky Farm, 15 km hinter Kiruna, angekommen und heute vormittag, nach einer kurzen Einweisung, ging es gleich raus in die weiße Pracht. Wir, das waren Remi, unser Guide, 2 australische Mädchen, Mutter Emma mit Sohn Timo aus Amsterdam, Steffi aus Zürich und meine Wenigkeit.

P.S. später schreibe ich ausführlich, vorab aber schon mal die ersten Fotos, einfach zum träumen.

Nun bin ich wieder zurück von meiner Tour, und was soll ich euch sagen: Hätte ich vorher gewußt, was das für ein Erlebnis wird, ich wäre schon viel früher hin. Doch das alles beschreiben? Entweder geht das nur mit einem Wort: UNBESCHREIBLICH ! oder mit zig tausenden. Ich versuche mal, die goldene Mitte zu finden ....

 

17.12.2016 nach Vieksalahti ca. 35 km

Auf der Farm "Mushers Lodge" wurden wir nach dem Frühstück mit Overalls, wasserdichten warmen Stiefeln, Handschuhen, Fellmützen und Schlafsäcken versorgt. Den Crahskurs im Schlittenfahren folgte das gemeinsame Anschirren der Hunde, schnell noch einpaar Fotos und schon ging es los. Zum Glück war die Strecke am Anfang einfach, so konnte ich das Bremsen und Lenken während der Fahrt in Ruhe ausprobieren. Die Hunde zogen nach dem Start wie verrückt, fielen dann aber in ein gemächliches Tempo. Meine Huskys waren als Leithund der etwas schreckhafte aber anschwiegsame schwarze Camo, die wild hüpfende und wie ein Kater schnurrende Babe und die beiden kuschlig-weißen ruhigen 11jährigen Brüder Östen und Örjan. Wir waren nun für die nächsten 5 Tage ein unzertrennliches Gespann. In Ruhe zogen sie mich durch die herrlich weiße Landschaft, die Hunde waren froh endlich laufen zu können und ich war froh, endlich mit allen Sinnen die Natur genießen zu können.....

Nach einer Weile hielten wir mitten im Wald an einem Tippi. Remi band erst seinen Schlitten am Baum fest und dann unsere. Wir mußten solange auf der Bremse stehen bleiben, damit die Hunde nicht weiter laufen. Im Tippi machte Remi ein Feuer und erwärmte darüber unser tiefgefrorendes Mittag, einen gut schmeckenden Eintopf. In der Zwischenzeit tranken wir Tee oder wälzen uns mit unseren Hunden im Schnee. Übrigens waren alle Hunde ganz friedlich und lieb, die meisten bellten zwar wie verrückt wenn wir Pause machten, ließen sich aber alle von uns streicheln und liebkosen. Nach dem Mittag ging es nun schon im Halbdunkel weiter. Eigentlich dachte ich, es ist den ganzen Tag stockduster, aber angenehm hell ist es von ca. 9 - 14 Uhr, ab 16 Uhr ist es dann wirklich dunkel. Somit kamen wir zu unserer ersten Hütte auch im Dunkeln an. Doch wer gedacht hat, nun werden wir wie in einem Hotel vom Personal versorgt, der irrt. Hier war unsere Tatkraft gefragt: Hunde abschirren und an die Kette für die Nacht legen, Schlitten leeren, Holz hacken, Feuer in der Hütte, in der Sauna und unterm Kessel im Schuppen anmachen, Wasserloch im See bohren und Wasser holen, das gefrorene Hundefutter klein hacken und mit dem heißen Wasser aus dem Kessel aufweichen, in der Hütte Tee und warmes Essen zubereiten. Draußen ging alles nur mit Stirnlampe, in der 1. Hütte hatten wir noch den Luxus von Strom, also Licht. Wir kamen ganz schön in unseren Overalls ins Schwitzen, durch den tiefen Schnee hin und her stampfen, Holz oder Wasser schleppen, Hunde füttern, doch das störte keinem, alle waren mit Elan bei der Sache. Nachdem die Hunde gefüttert waren, sie dankend jaulten und sich im Schnee einkuschelten, bereiteten wir unser Essen draußen über dem Feuer, kleine Bouletten und Gemüsepfanne. Zum Nachtisch gab es von den Australiern Marshmallows spendiert. Wir saßen in der Polarnacht am Feuer auf richtigen Rentierfellen mitten im Wald am zugefrorenen See, ....unbeschreiblich ....     

In der kleinen Sauna hatten wir ordentlich angeheizt, zur Abkühlung hüpften wir nach draußen und rieben uns mit Schnee ein, ein feuriges Kribbeln auf der Haut und jede Faser meines Körpers glühte ...

Eingekuschelt im warmen Daunenschlafsack schliefen wir nun die 1. Nacht alle sieben in einer Hütte, zum Glück war kein Schnarcher dabei. Der 1. Tag war schon mal beeindruckend, mal sehen, ob die anderen Tage dies überbieten können.    

 

 

18.12.2016 von Vieksalahti nach Väkkäräjärvi ca. 55km

Früh um sechs, es ist dunkel und alles schläft noch, da hoppelt ein einsames Glühwürmchen von der Hütte zu einem abgelegenen Häuschen. Okay, das war ich, in langer Unterwäsche, mit Stiefeln und Mütze mit Stirnlampe stolpere ich durch den Schnee zum stillen Örtchen. Für langes Sitzen ist es zu kalt, aber für den klaren Sternenhimmel nehme ich mir alle Zeit der Welt, und ich sehe meinen Schlitten über mir hängen.

Gegen 7:30 Uhr steht Remi auf und geht die Hunde füttern, die zwei australischen Mädchen helfen ihm. Emma und ich machen Frühstück, finnisches Fladenbrot, Käse, Waldbeerenkonfitüre, Wurst, Müsli, Kaffee, Tee, und alles ausreichend. Um 9 Uhr ist es endlich hell und ich gehe raus in die weiße Stille. ...

Es ist die Ruhe vor dem Sturm, denn nun müssen wir unsere Hunde allein anschirren, die freuen sich und bellen  und springen um uns rum wie verrückt, garnicht mal so leicht, so einen Wildfang den Laufgurt über zustreifen, Camo und Babe sind die reinsten Wiesel, kaum habe ich sie an die Leine gebunden, rennen sie damit um den nächsten Baum. Die Brüder Östen und Örjan kann nichts aus der Ruhe bringen, erwartungsvoll stehen sie still, lassen sich von mir gut anleinen und ausgiebig kraulen. Beide haben ein so schönes dichtes weißes Fell, richtig zum knuddeln. Östen legt danach seinen Kopf auf Örjans Schulter. Sie ruhen vollkommen in sich, ein beeindruckendes Bild. 

Der Start erfolgt dann etwas holperig, gleich die Büschung runter über den See, aber alle meistern es ohne Sturz. Die Spur ist teilweise dicht mit Schnee bedeckt oder ungleich vereist. Die Sicht ist klar und weit schweift der Blick über den zu Eis erstarrten See, zum Horizont und bis zum Himmel. Doch keiner von denen lässt sich von uns stören. Am Ufer hält Remi kurz an und geht alle Gespanne durch, schaut, ob die Hundepfoten das Eis gut vertragen haben und wir uns gut fühlen.

          

 

18.12.2016 (Fortsetzung)

Weiter geht es durch eine komplett weiße Welt, Erde, Bäume, Himmel, alles in weißen Tönen von kristallweiß bis eisblau. Die Bäume schwer bepackt und die Spur teilweise eine schmale Furche im dichten Schnee.  

Mal muss ich mich fast verbiegen, damit der Schlitten die Kurve auch richtig nimmt und nicht mit mir im hohen Schnee stecken bleibt, mal muss ich den Kopf einziehen, um nicht die Schneehauben der Zweige ab zubekommen und mal fahren wir im scharfen Tempo eine gerade Schneise entlang, wer denkt, Hundeschlittenfahren wäre langweilig, der irrt gewaltig. Diesmal halten wir am Waldesrand an und versuchen im Schnee ein Feuer zu machen. Wir brechen die trockenen Äste von den Bäumen ab und Remi zaubert dann wirklich ein kleines Feuerchen hervor. Wie ein echter Ranger, der würde nicht in der Wildnis verhungern. 

Diesmal ist es schon fast dunkel, als die Fahrt weiter geht, durch den dunklen Wald zu fahren, erfordert nun etwas mehr Konzentration als vorher, doch alles klappt und wir kommen an unsere nächste Hütte unbeschadet an. Das Camp heißt Väkkäräjärvi. Fragt mich nicht wie das ausgesprochen wird, stand jedenfalls an der Hütte dran. Dieses Camp hat sogar Hütten für jeden unserer Hunde, unsere ist groß genug für uns alle, sogar mit drei Schlafräumen, aber ohne Strom und Wasser. Das Wasser holen wir vom nahegelegenden Fluss in drei 25-Liter-Behälter. Dabei besteht die Kunst darin, auf den glatten Steinen beim Schöpfen nicht auszurutschen, den vollen Behälter die Böschung hoch zuhieven und auf dem Schlitten alle zur Hütte zu schieben. Holz haken macht da mehr Spass.

Diesmal zaubert Remi zum Dinner Lachsfilet auf den Tisch, einfach lecker. Der zweite Abend nun und wir unterhalten uns prächtig. Die Verständigung erfolgt hauptsächlich in englisch, mir zu liebe auch etwas in deutsch, da Remi in Deutschland studiert hat und Steffi aus Zürich ja auch deutsch kann. Mit einem heißen Saunagang und eisigen Schneebad den Tag beenden, zufrieden mit mir und der Umwelt schlafe ich ein und träume von meinen Hunden .... (bitte nicht wecken)    

   

 

19.12.2016 von Väkkäräjärvi nach Jäkkälä ca. 45 km

Heute früh hat sich der Himmel wie eine Braut mit roten Bändern geschmückt und den Mond mit einem Nebelschleier umhüllt. Der Wind schläft noch. Auch die Hunde haben sich nach dem Frühstück wieder in ihre Schlafmützenhäuschen zurückgezogen, nur der Schnee knirscht unter meinen Stiefeln. Weit breite ich meine Flügel aus, tränke mein rotes Blut mit kristallklarer Luft, spüre so ein tiefes Weites  ... "the sound of silence" ...

Der meditativen Stille folgt die unbändige Freude beim Anspannen, egal ob Mensch oder Tier. Ausgiebig wird sich Zeit zum Kuscheln mit jedem Gefährten genommen, Austausch verloren geglaubter Lebensgeister, Quelle unsichtbarer Bindung. 

Von tanzenden Feenschleiern umhüllt, gleiten wir - zu eins verschmolzen - über den schlafenden See, alle Geräusche verlieren sich im Nichts, und wir mittendrin ...         

 

 

19.12.2016 (Fortsetzung)

Dem See folgt eine endlose Weite übers Moor-und Sumpfgebiet, die Übergänge sind schwer aus zumachen, doch an der Beschaffenheit der Piste ist der Untergrund zu spüren. War die Piste über den See noch verhältnismäßig eben und lässt ein Träumen zu, so geht es durchs Moor ganz schön holperig weiter und erfordert Konzentration und Geschicklichkeit. Der Schlitten hüpft teilweise über die Erdhügel oder bleibt im tiefen Schnee stecken. In den Kurven bremsen die Hunde nicht ab, warum auch, so habe ich manchmal Mühe, den Schlitten ebenfalls sicher rum zu bekommen. Zur bereits lieb gewordenen Gewohnheit ist die Mittagsrast geworden, wieder Zeit zur ausgiebigen Kontaktpflege zwischen Zwei-und Vierbeinern. Remi erzählt uns, dass man es hier im Sommer vor Mücken kaum aushält. Essen im Freien, so wie wir es jetzt tun, ist dann kaum möglich. Übrigens fährt Remi mit 6 Hunden einen größeren Schlitten, da er fast die ganze Verpflegung für uns und die Hunde für die 5 Tage mit sich führt. Ein paar Sachen sind auf unsere Schlitten verteilt. 

Eigentlich ist es mit Temperaturen um Null Grad viel zu warm für diese Zeit, die Hunde wälzen sich in  Pausen zur Abkühlung im Schnee oder fressen ihn. Die vorgesehende Stelle über den Fluss können wir nicht passieren, da sie nicht richtig zugefroren ist, auch die zweite Stelle klappt nicht, eine mühselige Tour durch den tiefen Schnee, wobei Remi teilweise vor den Hunden die Spur gehen muss. Die Hunde stehen bis zum Bauch im Schnee und versuchen bellend weiter zu kommen. Doch irgendwann, wieder im Dunkeln, erreichen wir auf Umwegen unsere Hütte. Erstmal schiebe ich schweißtreibend ein paar Schneisen von Hütte zur Sauna und zum WC-Häuschen durch den tiefen Schnee. Die Hütte ist mit 8 Betten die Kleinste, aber irgendwie findet alles seinen Platz, auch der neue Gasherd funktioniert und die überbackenen Fleischtaschen schmecken nach dem anstrengenden Tag vortrefflich. 

P.S.

Beim Bremsen auf dem Eis muss ich wohl zu viele Kräfte vergeudet haben, jedenfalls ist sie durchgebrochen und ein Bremshaken fehlt nun. Das letzte Stück bin ich mit halber Bremskraft gefahren, in der Hoffnung, dass morgen früh eine neue Bremse vorbei geschickt wird.   

 

 

20.12.2016 von Jäkkälä nach Väkkäräjärvi ca. 40 km

Heute früh bin ich mit Hundefüttern dran. 30 Hunde mit 10 Näpfe zu füttern ist garnicht mal nicht so einfach, da muss man schon aufpassen, damit man keinen vergisst. Die jungen Hunde erwarten uns schon hungrig, meine alten Brüder bleiben liegen, bis ich ihnen den Napf vorsetze. Alle haben den Napf in Null-komma-nichts geleert. Da muss ja die Sonne scheinen. Eine neue Bremse ist nicht eingetroffen, also muss ich etwas "vorsichtiger" fahren, na Prost-Mahlzeit. Aber wie heißt es so schön, Schwierigkeiten sind dazu da, überwunden zu werden, oder so. Egal, die Fahrt geht nach den obligatorischen Aufräumarbeiten und Anschirren der Hunde mit Spass und Hingabe weiter. Die roten Markierungen zeigen uns, das wir uns auf den richtigen Weg befinden, damit werden die Hundeschlittenpisten markiert. Bei Pausen ramme ich meine Hacken wie ein alter Hase in den Schnee, die Schuhe sind noch ganz.

Remi sagt uns nach einer Weile, dass es nun etwas langweilige ca. 8 km gerade über den See geht. Nun, langweilig waren sie für uns ganz und garnicht, zwar einfach zu fahren, aber dafür mehr Muse zum sehen und "in sich aufnehmen". Die eisklare Weite, die sich einen erschließt, kann ich nun wirklich nicht beschreiben, man muss sie einfach gespürt haben, mehrmals breite ich einfach meine Arme aus und gleite wie schwerelos im weißen Universum dahin ....

Kurz vor dem Ufer kommen uns Schlitten entgegen, mit 10 Hunden davor und 4-6 Leute drauf, die sind bestimmt nur auf Schnuppertour, das ist nichts für uns. An Land angekommen tangieren wir eine Pferderanch und fahren weiter über vereiste Wiesen. Im lichten Wald kommt uns eine Gruppe auf Motorschlitten entgegen, sie fahren respektvoll an die Seite und stellen ihre Motoren ab, so dass wir mit den Hunden auf den schmalen Pisten in Ruhe vorbei können.  

 

 

20.12.2016 (Fortsetzung)

Diesmal fahren wir die Hütte vom Vortag wieder an, sind also erst um den See und dann über den See zurück gefahren. So kennen wir uns schon aus und alles geht wie geschmiert. Mit Emma hacke ich das Hundefutter klein, die Hunde würden danach unsere Hände mit Hingabe ablecken. Unterwegs hat Remi ein Rentiergeweih gefunden, gesehen haben aber keins, nur Spuren von ihnen und von Schneehühnern. Und wie auf Bestellung gibt es heute abend Rentiergeschnetzeltes mit Gemüse und Stampfkartoffeln. Eine Soße, wie in Deutschland üblich, gibt es dazu nicht, sondern leckere Waldbeerenkonfitüre. Dies ist hier im Norden so üblich. Und, da es unser letzter Abend auf einer Hütte ist, gibt es von Steffi echte Schweizer Schokolade. Wir sind alle very happy. Am Kamin trocknen in der Zwischenzeit unsere Schuhe. Nach der Sauna merke ich dann doch, dass die Tour nach 5 Tagen ganz schön an den Kräften geht, jedenfalls will ich mich nur noch in meinen Schlafsack einkuscheln. Doch da kommt Remi rein und erzählt was von Polarlichtern. Also alles wieder anziehen und auf die Wiese hinter der Hütte stampfen. Im Dunkeln sehen wir hellgraue bis grünlich-bläuliche Schleicher am Himmel, die leicht nach oben wehen. Charmaine stellt ihre Spiegelreflexkamera auf ein Stativ und nimmt dann herrliche Bilder auf. Dieses grüne Leuchten haben wir aber in Natura nicht so intensiv gesehen. Nur in diesem Fall sind die Fotos besser als die eigentliche Sicht. Egal, es war trotzdem ein unbeschreiblicher Anblick und zum Abschluss genau richtig. Knülle, aber zufrieden gehe ich endlich schlafen.

 

 

21.12.2016 von Väkkäräjärvi zur Lodge ca. 20 km

Das letzte Mal werden die Hunde angeschirrt, diesmal dauert alles etwas länger, weil wir schon im Stillen Abschied nehmen. Es fällt mir schwer, mich von meinen Hunden zu trennen. Immer wieder setze ich mich zu ihnen und stecke meine Nase in ihr dichtes warmes Fell. Wenigsten diesen Geruch irgendwie ganz tief im Gedächtnis einbrennen, wenn ich schon keinen mitnehmen kann. Doch ich weiß, das mit den Fotos und den Filmen die Erinnerungen lebendig bleiben, ein kleiner Trost für mich. Das obligatorische Gruppenfoto setzt den Schlusspunkt und die letzte Fahrt beginnt. Mein Schlitten hat auch eine neue Bremse, die brauche ich nun wirklich. Denn die Heimfahrt hat es nochmal so richtig in sich, immer wieder den Hügel hinter dem Schlitten hoch rennen und dann rasant abfahren. Mehrmals sehe ich mich in Gedanken schon gegen den nächsten Baum knallen oder in der Kurve umkippen, aber alles geht gut und wir kommen heil auf der Farm wieder an. Diesmal habe ich hauptsächlich mit der GoPro gefilmt, denn Fotos bei der Abfahrt zu schießen, wäre doch etwas gewagt. Schweren Herzens bringe ich Camo, Babe, Östen und Örjan zu ihren Zwingern, sie waren mir prächtige Gefährten. Etwas betreten stehe ich dann mit den anderen auf dem Hof, ist dies nun wirklich schon zu ende? Kann ich nicht noch eine kleine Runde fahren?

       

 

21.12.2016 Nachmittags

Shoppen, Samenmuseum oder Eishotel? Wir entscheiden uns, in das wohl berühmteste und älteste Eishotel der Welt nach Jukkasjärvi mit dem Bus zu fahren. Dort begann alles 1989 mit der Suche, den Ort für Touristen interessanter zu machen. So wurde eine Ausstellung von Eisskulpturen mit japanischen Künstlern ins Leben gerufen. 1990 wurde diese Ausstellung in einem zylinderförmigen Iglu namens Arctic Hall gezeigt. Nachdem einige Gäste dort spontan mit ihren Schlafsäcken und auf Rentierfellen gebettet übernachteten, war der Gedanke einer einzigartigen Hotelgeschichte geboren. Von Jahr zu Jahr wurden die Gebäude immer schöner und größer. Jedes Jahr kommen nun Künstler aus der ganzen Welt und gestalten die Räume und Skulpturen immer wieder neu. Zuerst betreten wird die Eiskirche mit ihrem langen Säulengang und den vielen Eiskristallkronenleuchtern. In den Seitenschiffen sind mehrere wunderschöne Zimmer, jede von einem anderen Künstler, dessen Name draußen dran steht, "eingerichtet". Da die Saison gerade erst angefangen hat, sind noch nicht alle Seitenschiffe fertig und wir können einen Blick in die "Eiswerkstatt" werfen. Im eigentlichen Hotel, was die Nummer 27 trägt (da dies die 27.Saioson ist), befindet sich die neben der Louge die Eisbar und wieder viele eisige Zimmer. Wer hier übernachtet, bekommt einen dicken Overall und andere wärmende Sachen. Auch wenn es hier nicht schlecht aussieht, es ist mal was anderes und lockt nun wirklich viele Touristen an, aber schlafen möchte ich hier nicht. Da fand ich es auf unseren Hütten im Wald schöner. Egal, wir genehmigen uns natürlich an der Eisbar einen Cocktail, eingeschenkt im Eiskristallglas. Also Handschuhe beim trinken anlassen und nicht so lange an die Lippen halten.

Im Shop finde ich dann doch noch etwas zum Kaufen, einen kleinen Plüschhusky-Schlüsselanhänger, nun kann ich doch einen Husky mit nach Hause nehmen. 

Der Abend wird mit interessanten Gesprächen, unter anderen auch mit der Mutter der deutschen Inhaberin gefüllt, die Lodge ist das älteste Gebäude im Ortsteil Kauppinen, war mal eine Poststation, ihre Tochter hat die Farm vor 11 Jahren übernommen und die Eltern helfen jeden Winter gern in der Wirtschaft aus.

Nächsten Tag geht zeitig unser Flieger, in Stockholm komme ich dazu, mich wieder auf die Zivilisation einzurichten.

Wieder geht ein Abenteuer zuende und ich muss zurück in den Alltag. Doch meine Huskys werde ich nicht vergessen. 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Ede (Donnerstag, 15 Dezember 2016 16:06)

    Hallo Ilona,
    wollte dich heute eigentlich fragen, ob du mit ins Studium kommst und anschließend Sauna. Da fiel mir ja ein, dass du die Tage in Schweden bist! Na dann viel Spass bei der Hundeschlittentour, bist schon ne verrückte Maus. Und ich, wäre auch gerne dabei, ist halt was ganz besonderes und einmaliges. Immer viel Schnee unter den Kuffen und vielleicht abends sogar mal eine Sauna in der Baude.
    Ich freu mich für dich und auf die Berichterstattung sowie Bilder.
    Sei lieb gegrüßt.

    Ede und Suse.

  • #2

    Sylvia (Montag, 19 Dezember 2016 12:19)

    Hallo Ilona,
    Schön,dass Du gut angekommen bist.Wir hätten Dir mehr frostigere Temperaturen gewünscht und viel Schnee so wie es im Fernsehen zu sehen ist :)) aber für eine richtig,tolle Huskytour ist auch so sicher einzigartig.
    Wir wünschen Dir viel Spaß bei denem " kühlen" Abenteuer und komme gesund und ooohne Husky wieder.

  • #3

    Uwe (Dienstag, 03 Januar 2017 07:24)

    Spitzentour, beeindruckende Bilder und ein mitreißender Bericht, ganz so wie du es auch bist. Aber einen Husky hättest du schon mit bringen können.
    LG Uwe

  • #4

    Helga L. (Samstag, 22 Juli 2017 22:53)

    Liebe Ilona, Heute erlebte ich Deine interessante Husky-Tour nach. Ja, so ein Tier würde zu Dir passen. Nur, Du hast keine Zeit fürs Hundchen! Geh weiterhin Deinen Weg in die Welt. Lg von mir