9. Adria und Assisi


An der blauen Adria

 

Himmel und Meer

verschmelzen

 

Entspannung aller Sinne

Zeit verschwindet im Sand

 

 

 

 

08.09.17 Adria bei Termoli

Es wird oft das Lied von der blauen Adria gesungen, vor Jahren konnte ich mich in Kroatien davon überzeugen, nun war ich gespannt, ob die Adria vor Italien auch so sagenhaft blau ist. Also bin ich von Pompei aus, von der Westküste Italiens, vom Mittelmeer an die Ostküste Italiens an die Adria gefahren. Das hieß quer durch das Land. Da Italien ziemlich schlank ist, war das kein allzu großes Problem, nur schlappe 300 km bis nach Termoli, teilweise durch hügliges grünes Land, oft durch Tunnel. Die Flüsse waren aber auch hier fast leer, die lange Trockenheit hatte ihre Spuren hinterlassen. Es war immer noch sehr heiß. Die Klimaanlage von Onkel Tom lief auf Hochtouren.

 

Kurz vor der Küste sah ich einen großen Tagebau, irgendwas haben sie da abgebaut, jedenfalls keine Kohle, aber das muss ich noch rauskriegen. Als ich dann das erste Schild mit „mare“= Meer sah, bin ich entgegen meinem Navi abgebogen, und was soll ich euch sagen, es war einfach grandios. Nicht nur, dass der Strand fast menschenleer war, es war ein endloser herrlicher Sandstrand. Doch da es auch ziemlich windig war, konnte ich das Blau nur erahnen, zu aufgewühlt war die See, aber wunderschön zum entspannen und die Seele baumeln lassen. Ich ließ den Kopf vom Wind durchlüften und die Füße im schäumenden Nass abkühlen.

 

Termoli ist eine kleine Hafen- und Fischereistadt, Fischerboote und eine Werft sowie gut erschlossene Badestrände zäumen das Ufer. Da die Urlaubssaison der Italiener vorbei ist, sind auch diese Strände fast leer. Der mittelalterliche Stadtkern mit den alten gepflegten bunten Häusern bildet einen interessanten Kontrast zum blauen Meer. Das Eis schmeckte lecker. Meine Unterkunft bezog ich im Nachbarort in Campomarino, etwas abgelegen, aber ein angenehmes Quartier mit allen Annehmlichkeiten. Dieser Ort war zwar nicht allzu groß und weder bedeutend oder nennenswert, aber sie versuchen ihre Häuser durch einfallsreiche Hausbemalungen zu verschönern. Auch wenn hier die alten Männer im Schatten saßen und mich wie eine Außerirdischen bestaunten, fühlte ich mich wohl hier. Hier war die Zeit noch relativ. Nachdem ich mein Abendbrot im  kleinen Supermarkt geholt und mit meinen französischen Nachbarn ein Schwätzchen hielt, nutzte ich den Abend zum schreiben. Irgendwann muss ich ja den Blog füllen. Der nächste Tag ist kurz zusammen gefasst: Strand, sonnen, baden, chillen, Eis schlecken, lesen, schreiben.

 

Die Adria zeigt sich von ihrer besten Seite, strahlt mit dem Himmel um die Wette, meine Zehen ruhen im Kies, ich lass mich willig im Energisparmodus fallen, Zeit wird irgendwie nebensächlich ...

 

 

11.09.2017 in Civitanova

Die Weiterfahrt an der Küste war wunderschön, die Sonne schien aber noch unbarmherzig. Da war ich auf den Rastplätzen für einen ausreichenden Sonnenschutz für mein Auto dankbar, so konnte Onkel Tom sich wengistens nicht überhitzen. In Civitanova, nun südlich von Ancona wurde ich immer noch mit Sonne pur empfangen, aber auch mit einem regen Markttreiben. Da meine Unterkunft direkt am Markt lag, mußte ich Onkel Tom wohl oder übel irgendwo abstellen und zu Fuß mich durch die Stände schlängeln. Kaufen wollte ich nichts, nur schnell zum Strand. Civitanova gehört zu den zahlreichen beliebten Seebädern in Marche, modern, jugendlich und gut erschlossen. Der Strand war noch gut gefüllt. Abends schlenderte man zahlreich die Promenade und die Straßen entlang, anstelle von Currywurst gab es hier leckere heiße Handpizzen an den Ständen. Eine böse Überraschung erlebte ich aber bei Onkel Tom, jemand hatte ihm einen Zettel zugesteckt, kein Kauf-oder Dateangebot, sondern eine Rechnung, ich hatte zuwenig Parkgebühr bezahlt. Diese mußte ich dann in der Post am Marktplatz bezahlen. Onkel Tom stellte ich dann aber kostenlos vor meiner Unterkunft ab.  

Da es den nächsten Tag fast nur regnete, nutzte ich diesen zum schreiben und lesen. Auch das italenische Fernsehen war interessant. Ich sah deutsche Serien wie "Alarm für Cobra 11" auf Italenisch, das war schon lustig. Weniger lustig fand ich die Tatsache, das Rom von einem sintflutartigem Gewitter heimgesucht wurde. Als ich da war herrschte noch brütende Hitze und Wasserknappheit. Da hatte ich nochmal Glück gehabt.

 

 

13.09.2017 Assisi- Weltkulturerbe der UNESCO

Da das Badewetter erstmal vorbei zu sein schien, bin ich von der Küste ins Lanndesinnere nach Assisi gefahren. Ich wechselte aus dem flachen weiten Marche ins hüglige grüne Umbria. Es ist die einzige Region Italiens, die weder eine Meeresküste noch eine Grenze zum Ausland hat, dafür aber ausgedehnte Gebirgszüge wie die Umbrischen Apennin im Osten, der mit dem Monte Vettore 2476 m erreicht. Den wollte ich aber nicht besteigen und fuhr an ihm vorbei. Ich wollte nach Assisi, bekannt als die Stadt des heiligen Franziskus von Assisi, Begründer des Ordens der Minderen Brüder, der Franziskaner. Als Sohn eines wohlhabenen Tuchhändlers 1181 in Assisi geboren, erhielt er eine gute Bildung und führte ein ausschweifendes Leben. Eigentlich wollte er Ritter werden und zog auch in den Krieg. Doch die Kriegserfahrungen ließen ihn zweifeln und den Weg zu Gott finden. Es suchte die Einsamkeit, schwor allen irdischen Gütern ab, baute eine verfallende Kirche wieder auf und half den Armen. Er verstand sich als Bettelmönch und scharte immer mehr Gleichgesinnte um sich. Der kleinen Gemeinschaft um Franz gab der Papst 1210 zumindest die mündlich erteilte Erlaubnis, nach ihrer Regel in Armut zu leben und Buße zu predigen, daraus wurde dann nach und nach der Franziskanerorden. Die Basilika des heiligen Franziskus wurde nach deren Heiligsprechung 1228 als Hauptkirche des gesamten franziskanischen Ordens erbaut. Sein Hauptgedanke, dass alle als Schwestern und Brüdern in Frieden und Toleranz miteinander leben sollten, ist heute mehr denn je aktuell, ob nun mit oder ohne Gott.

Mit diesem Hintergrundwissen erreichte ich Assisi. Die Stadt lag terrassenförmig auf einem Felsrücken, umgeben von weiten Olivenhainen. Noch vor deren Stadtmauer besuchte ich zuerst die kleine Kirche San Damiano, die vom Franz selbst wieder aufgebaut wurde. Die Fahrt zu meinem Hotel gestaltete sich dann etwas spannend, denn ich fuhr die schmalen, engen Gassen zwischen den vielen Besuchern bis ins Zentrum rein, das Auto musste ich nach dem einchecken aber wieder raus fahren, denn vor dem Hotel war kein Parkplatz für mich, auch wenn es bei Booking.com so angegeben war. Ich war aber noch rechtzeitg wieder zurück, um die Basilika beim Sonnenuntergang strahlen zusehen. Auch die kleinen verwinkelten Gassen waren im Abendlicht allerliebst anzusehen. Der ganze mitteralterliche Stadtkern war noch gut erhalten, die hellen Steinhäuser sehenswert. Für den Besuch in der Basilika nahm ich mir am nächsten Tag genug Zeit und Muse. Sie ist so ganz anders als all die anderen Kirchen die ich in Italien gesehen habe, weder Goldverzierungen noch prunkvolle Staturen, dafür weite elegante Bögen und wunderschöne Fresken an den Wänden und Decken. In seiner Schlichtheit einfach überwältigend. Im Innenhof des anliegenden Klosters war eine ungewöhnliche Ausstellung zu sehen. Unter dem Thema "Wenn die Schuhe Geschichten erzählen" waren abgelatsche Schuhe von Weitwanderern, Pilgerern sowie Bergsteigern und ihre Geschichten dazu ausgestellt. Dass Wandern bzw. Pilgern auch eine Reise zum Ich ist das haben schon Buddha, Moses und andere vor uns erfahren. Von denen gab es aber keine Schuhe mehr. Meine haben mich weiter durch die Straßen von Assisi, raus aus der Stadt und zur Einsiedlerei Eremo Delle Carceri hoch getragen. Eine kleine ebenfalls schlichte Kapelle, eingebettet in der rauhen Berglandschaft. Mein Blick ruhte auf Assisi und das weite Land, wie schön und ruhig alles sein kann. 

Auch wenn hauptsächlich Gläubige, Nonnen und Mönche aus aller Welt hierher reisen und ich als Nichtgläubige wohl eher die Ausnahme war, so ist die Botschaft von Assisi wohl für jeden unmissverständlich, in Frieden leben und leben lassen, einfach und doch so schwer ....