Radtour an der Südküste Englands 2016

 

Hier nun die versprochende Nachlese, zuerst zu London:

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Helga Limpack (Dienstag, 07 Juni 2016 21:40)

    Liebe Ilona, gute Reise, ich bin in Gedanken bei Dir. Helga

  • #2

    Rosi (Mittwoch, 08 Juni 2016 21:18)

    Have a nice time

  • #3

    Petra Labahn (Donnerstag, 16 Juni 2016 02:07)

    Hi Ilona,
    es macht Spaß deine Zeilen zu lesen. Ich kann dich einfach nur bewundern, tolle Sache.
    Ich hoffe,dass das Wetter für dich wieder etwas besser wird ansonsten weiter viel Kraft und Freude.
    LG Petra

  • #4

    Chrissi (Sonntag, 03 Juli 2016 20:36)

    Mensch Ilona, die gigantischen Eindrücke und Erlebnisse, körperlichen Anstrengungen fast 1000km per Rad, die vielen Menschen , die zahlreichen Kaffeespezialitäten und kulinarischen Feinheiten (außer sandwichs) , die gigantischen Bauwerke, schöne Städtchen, eine teiweise unberührte Natur alles Dinge , die dich die letzten Wochen umgeben haben. Von mir großer Respekt , du hast so viel erlebt und uns alle an deinen schönen Erlebnissen teilhaben lassen.
    Vielen Dank und jetzt paar geruhsame Wochen zum Verarbeiten bei dem einen oder anderen public viewing .Viele Grüße aus dem Erzgebirge von Jürgen und Chrissi

Start meiner Radtour durch Südengland 2016

Mein Bike vollständig verpackt, hat den Flug gut überstanden
Mein Bike vollständig verpackt, hat den Flug gut überstanden

08.06.2016

Ein glückliches Hallo aus England, ich habe es geschafft, mein Bike ist vollständig verpackt gut mit mir gelandet und hat mich sicher (ich bin mit Helm gefahren) durch den Linksverkehr ab Flughafen London Stansted ins nächste ruhige Dorf nach Elsenham (ca. 15 km) gebracht. Hier habe ich mein 1. leckeres Sandwich im Straßencafe genossen und nun meine äußerst liebevoll eingerichtige Pension bezogen. Das mit den Bildern hochladen will noch nicht so richtig klappen, aber das bekomme ich noch hin. Übrigens verstehen sie komischerweise alle mein gebrochenes Englisch und sind alle sehr freundlich. Also der Anfang ist schon mal nicht schlecht. 

09.06.2016

Ich mußte mal kurz die Tower Bridge in

London hoch halten ;)

Ansonsten war London bei strahlendem Wetter mir viel zu voll. Der Bus stand mehr im Stau als das er fuhr, ganz London war ein einziger Stau.

Ob ich mir morgen wirklich Windsor antuen werde, das weiß ich noch nicht, da ist es dann auch bestimmt sehr voll.

Übrigens weiß ich auch noch nicht, wann ich mich wieder melde. Wenn ich auf Tour die Natur genießen kann, dann gibt es nichts anderes. Also bis irgendwann.   

 

Hier nun eine kleine Bildergalerie der letzten Tage:

10.06.2016

Also in Windsor war ich doch, liegt ja auf den Weg. Aber rein bin ich nicht, war mir zu voll. Ich wollte lieber fahren. Da ich erst Mittags ab Windsor los konnte, habe ich nach nur ca. 40 km mein Zelt aufgeschlagen. Für den Anfang reicht das auch, muss ja erst warm werden. Nun hoffe ich, daß das hörbare Gewitter nicht zu mir kommt. 

12.06.2016

Heute Mittag habe ich endlich nach einer nervigen Regentour Stonehenge erreicht.Es ist schon beeindruckend, was die Jungs vor über 5000 Jahren für Steine bewegt haben. Mir waren die Feldsteine, die wir als Kinder vom Acker für unseren Bungalow holen mußten, schon ganz schön groß.

12.06.2016

Heute eine kleine Zusammenfassung der ersten Tage gewürzt mit den Stories vom Wegesrand. Ein Tag in London bei herrlichem Sonnenschein war anstrengend für mich, weil soooo voll. Als dann noch mein Zug an meiner Station vorbei fuhr und ich mit dem nächsten zurück fahren mußte, war das Maß voll. Zum Glück hatte der kleine Laden in Elsenham noch offen und ich wollte mir nur ein Feierabendbier kaufen. Und ich schwöre bei allem was mir heilig ist, der Verkäufer fragte mich nach meiner ID-Card!!!!???? Er meinte es wirklich ernst und gab sich erst zufrieden als ich ihm meinen Ausweis zeigte. Wirklich.  

Der nächste Tag war dann eine neue Herausforderung, mit dem voll gepackten Rad im Zug nach Windsor, viermal umsteigen, davon zweimal mit der Underground, zweimal ohne Lift, einmal die Treppe hoch mit männlicher Unterstützung, einmal allein mit Frauenpower, runter wollte das Rad schneller als ich. In Windsor glaubte mir ein grauhaariger Gentleman nicht, dass das kein E-Bike ist, er sah mich nur ungäubig an. Der Park war herrlich, leider durfte ich da nicht mit dem Rad entlang. Dann ging es nun wirklich los. An dieser Stelle einen Dank an die Betreiber der Internetseite Komoot, im Handy einfach aktuellen Standort als Start und das Ziel eingeben und los geht`s. Läuft überall per GPS. Sie sagt an wo ich abbiegen muss und wenn ich falsch gefahren bin. Papierkarten ade (ich habe aber trotzdem welche dabei, sicher ist sicher). Gegen 17 Uhr fragte ich mich dann nach einer Unterkunft durch und bin auf einem kleinen aber feinen Zeltplatz gelandet, ein Stammcamper zeigte mir meinen Platz, und da früh auch noch keiner an der Rezeption da war, sparte ich ein paar Pfund.

Mein Zelt konnte ich auch noch trocken am nächsten Tag (11.06.) einpacken, etwas weiter fing dann aber der Nieselregen an. Auf der Strecke kam ich an einer Laufveranstaltung vorbei, wo ich natürlich noch den 1.Start abwarten musste, leider hatte ich meine Radschuhe an.  

Ein Dorf sperrte kurzerhand die Zufahrt wegen Queens Geburtstagsfeier ab, echt britisch, aber mit dem Rad durfte ich durch. Wieder fragte ich mich gegen 17 Uhr durch und landete in einem Old Shool Houses, altes englisches Gebäude und engliches Frühstück, das mußte ich erstmal verdauen, bevor es wieder los ging. Diesmal, am 12.06., gleich im Regen, und die Strecke wurde immer hüglicher, nicht immer reichte der Schwung wieder hochzu aus, ein volles Rad hoch zu schieben ist wirklich nicht erstrebenswert. Gegen Mittag legte sich der Regen und ich war am Ziel, in Stonehenge angelangt. Mit dem Audiphone am Ohr (in deutsch), machte ich eine Zeitreise durch 5000 Jahre, leider kommt man nicht an die Steine heran, aber ich finde, aus der Ferne sehen sie sowieso beeindruckender aus. Da ich danach eine Abkürzung nehmen wollte und nicht wie Komoot mir vorschlug, landete ich auf einer stark befahrenden A-Straße, herrje, nie wieder. Die ist wirklich nichts für Radfahrer, mein Helm hätte mir hier auch nicht viel geholfen. Also dann doch einen Umweg und lieber wieder durch ein gesperrtes Geburtstagsfeierdorf.

Nun bin ich wieder in einem B&B abgestiegen, sehr edel, die Pfund, die ich beim Zeltplatz gespart habe, sind hiermit aufgebraucht.

Meine Englischvokabeln: "public footpath" stand an den Schildern, die den Weg über die Wiesen zeigten, "Give Way" dann musste ich anhalten, "Push Button and Wait for Signal opposite" Fußgängerampel im Kreisverkehr. "Coffe Americano with" ganz wichtig für mich.

Übrigens habe ich bisher nur freundliche Engländer getroffen, die mein gebrochenes Englisch verstanden. Wenn ich mich entschuldigte und sagte, "my english is not so good", dann antworteten mir die meisten, "its better than me german". Thank you Sandra      

P.s.

Vielen Dank an alle für eure lieben Grüße und besten Wünsche. Ich freue mich, das ihr mich auf meiner Tour begleitet. Mal sehen, was noch kommt, ich lass mich überraschen.       

    

   

14.06.2016

Da bin ich wieder. Und nein, das ist nicht mein Rad, meins steht drin und bekommt einen neuen Fahrradcomputer. Der junge Mann hat sich auch gleich angeschaut, was da immer so knackt beim Treten und den Schaden behoben. Ich gebe es ja zu, zweimal musste ich mir den schlammigen Feldweg genauer ansehen. Aber außer blaue Flecken ist bei mir nichts zu reparieren.

14.06.2016

Nun muss ich langsam überlegen, was wann war und wo ich wann war. Auf jeden Fall habe ich meinen hoch gesteckten Plan einfach umgehauen und mich entschieden, doch nicht durch ganz England zu fahren. Nach Stonehenge wollte ich eigentlich nach Bath hoch, bin dann aber kurzerhand Richtung Süden über Salisbury und Christchurch nach Lymington.   

Erst ging es durch den alten königlichen Jagdforst durch New Forest, heute ein Naturschutzgebiet, in dem fast wilde Ponys und Pferde leben. Die stehen auch auf der Straße und können dich nicht durchlassen. Da ich nicht geschützt im Auto vorbei konnte, hatte ich doch etwas Respekt. Trotzdem eine herrliche Natur, gern hätte ich hier mein Zelt aufgeschlagen und in Ruhe die Tiere beobachtet. Aber das habe ich dann zwischen zwei Regenschauern auf einen Caravanplatz spät abends gemacht. Am nächsten Tag erreichte ich Christchurch, gelegen an einem weiten Sandstrand. Mit einer kleinen Fähre ging es von der Halbinsel wieder runter. Bei Lymington konnte ich dann im Sonnenschein wieder mein Zelt aufstellen und trocknen lassen. Dieser Zeltplatz liegt direkt im Vogelnaturschutzgebiet. Von da aus wagte ich nach einem kleinen Spaziergang mit einem Blick zur Isle of Wight, den Leuchtturm habe ich jedenfalls gesehen.   

15.06.2016

So wie es hier auf meiner Radtour mal rasend schnell runter und dann wieder schwer hoch geht, oder mal die Sonne scheint und dann wieder regnet, so ist es auch im Leben. Gerade bin ich mit der Fähre in Southampton angekommen, habe mich auf den ersten Metern gleich in diese Stadt verliebt und mich entschlossen, hier meine Akkus aufzuladen, da erreicht mich die Nachricht, dass meine liebe Tante eingeschlafen ist. Sie war ein äußerst liebenswerter Mensch, trug ihr Herz auf der Zunge und war so eine richtige Berliner Schnauze. Gern war ich bei ihr, leider viel zu selten.  

16.06.2016

Hier mal der Kartenausschnitt, wo ich mich rumtreibe. Wie gesagt, bis nach Cornwall wäre es doch entschieden zu viel.

Also bin ich wie geplant erst von London in westlicher Richtung über Windsor bis Stonehenge, das liegt nördl.von Salisbury. Von dort aus nicht nach Nordwest, sondern nach Süden über Ringwood nach Christchurch und dann nach Osten vorerst bis Southampton. Weiter geht es dann bis Dover, ganz im Osten, was ich hoffe, in 10 Tagen zu erreichen.

17.06.2016

Das 2.Mal, dass ich mein Fahrrad mit ins Zimmer nehmen sollte. Da es ja auch mein wichtigster Begleiter ist, hat es die besondere Behandlung auch verdient, auch wenn es von mir gleich als Trockenständer umfunktioniert wurde.

17.06.2016

Also was gesagt werden muss, das darf nicht verschwiegen werden. Und deshalb sage ich euch: die Engländer sind ein verdammt freundlicher Menschenschlag. Ich kann mir hier zwar kein umfassendes Urteil erlauben, denn ich sage mir immer, man kann auf Urlaubsreisen nur so viel sehen wie man zu Weihnachten durch das Schlüsselloch sehen konnte. Aber ich bleibe dabei, very friendly.

Kein Hupen der Autofahrer, ein geduldiges langsam fahren auf den kurvigen schmalen Straßen hinter mir und wenn ich an die Seite fahre, um sie vorbei zu lassen, erfolgt meistens ein dankender Gruß. Vorausschauend warten sie ab, ob ich abbiegen will und lassen mir die Vorfahrt. Im Supermarkt bedankt sich die Kasserin, dass ich bei ihr eingekauft habe, wenn ich an Fußgänger vorbei fahre, entschuldigen sie sich, wenn sie mir Platz machen, wenn ich in einem Pub nach einer B&B frage, telefonieren gleich mehrere bei den umliegenden oder zeigen mir per Handy, wo ich hin muss. Heute fragte mich ein älterer Herr, als ich suchend an einer Weggabelung stand, wo ich hin will. Wir unterhielten uns bestimmt 10 min. Er war mal in Aachen und liebt den deutschen Wein. Mit meiner Wirtin in Southampton konnte ich mich auch angenehm unterhalten, sie bemutterte mich fast, obwohl wir bestimmt gleichaltrig waren. Dort konnte ich auch meine Sachen waschen. Auch wenn der Weg manchmal echt schweißtreibend ist (über das Wetter will ich garnicht mehr reden), die Engländer helfen mir, dass ich bisher immer zufrieden den Tag beenden konnte.            

 

18.06.2016

So sehen Sieger aus! Denn jeder, der sein Ziel erreicht, ist Sieger.

Die Medaille erhielt ich heute bei einem 180 km Radrennen, dass auf meiner Strecke lag. Ich bin spontan einfach mit den anderen, die an mich vorbei fuhren, die letzten 100 m ins Ziel gefahren und wurde auch mit einer Medaille belohnt. Nur das ich für die Strecke mit meinem Packesel 3 Tage brauchen würde und die Jungs das hier in ein paar Stunden runter reißen.

Nun erhole ich mich davon wieder auf einem schönen Zeltplatz. Cheers.

P.S.

Übrigens habe ich heute mein Bier ohne das ich meinen Ausweis zeigen musste bekommen. Wer weiß, was dem Knaben in Elsenham geritten hat. Ich verzeihe ihn aber.

20.06.2016

Wo fang ich an, erstmal sitze ich jetzt trocken in einer Jugendherberge. Jugendliche sehe ich hier aber nicht, nur ältere Leute. Egal, wir sind zu 4 in einem Zimmer, dass meine Sachen durchgeschwitzt sind, da müssen sie leider durch. Was war? Am 18.06.16 hatte ich noch einen Abstecher in die Wälder hier Down Hills gemacht, herrliche Gegend, ein Freiluftmuseum besucht und bin an einer Pferderennbahn sowie einem Flugzeugmuseumspark  vorbeigefahren. Übernachtet habe ich auf einem niedlichen Zeltplatz, an einem Fluss gelegen, der aber nicht viel Wasser hatte. Gestern war dann ein herrlicher Sonnentag genau richtig am Sonntag, ich fuhr bestimmt über 10 km einer langen Promenade an der See durch viele Orte entlang, traumhaft, die Sonnenschutzcreme kam endlich zum Einsatz. Und in Brighton war wieder ein Radrennen, bestimmt tausende Teilnehmer und eben soviele Zuschauer. Da habe ich mich aber nicht ins Ziel geschummelt. Mein Zeltplatz lag dann in Seaford direkt am Meer, windgeschützt hinter den Dünen. Zum Glück bin ich gleich duschen, denn dann zog es wieder zu und diesmal so richtig, Sturm, Regen wie aus Eimern, eigentlich wollte ich ja über das Wetter nicht mehr schreiben, aber das war grenzwertig, und ging bis zum Mittag heute durch. Ein Härtetest, den mein Zelt leider nicht vollständig bestand. Der Boden wurde nass und der Eingang ist so angelegt, dass es im Zelt nass wird, wenn man es öffnet. Der Wind hat es danach zwar gleich getrocknet, aber ich werde mich dann wohl von ihm verabschieden, ist schon mein 3. Zelt.

Heute wollte ich wenigsten bis in den nächsten Ort kommen, ließ mich aber von der schönen Steilküste, phantastische Kalksteinfelsen, verführen und bin an der Küste weiter, der Weg wurde immer steiniger und dann eklig lehmig, der Regen hatte alles aufgeweicht, so dass mein schweres Bike unter der lehmigen Last streikte. Also wieder die 5 km zurück und über die hüglige Main Street im aufziehenden Nebel weiter bis nach Eastbourne, wo wie gerufen die Jugendherberge auf mich wartete. Man war ich fertig, doch bis zur Tankstelle mußte ich noch und mein Bike von der lehmigen Last befreien. Sonst ist es mir böse und streikt irgendwann richtig. Nun steht es fein abgespritzt hinterm Haus und ich schaue Fußball, auf englisch.    

21.06.2016

Der längste Tag im Jahr hat sich von der schönsten Seite gezeigt, bei sonnigem Wetter eine herrliche Tour an der Küste entlang und durch niedliche Städtchen, ein kleiner Zeltplatz hinterm Haus und nun ein gutes Essen im Pub. Was will man mehr. 

All you need is love.....

22.06.2016

Nicht das ihr denkt, ich spule hier stupide die km runter und spiele Wetterfrosch, nein, ich nehme meine Umgebung schon mit allen Sinnen wahr, ich sehe, höre, schmecke und rieche einiges und als gebildeter Mensch lese ich auch interessantes. So finde ich zum Beispiel die Wohltätigkeitsorganisation des National Trust eine feine Sache und wohl einmalig. Sie unterstützen ganze Dörfer, alte Herrensitze und Landschaften, pflegen sie und machen sie der Bevölkerung zugänglich. Ein Herrenhaus davon hatte ich ja im New Forest gesehen. Die Kathedrale in Salisbury hat mit 123m den höchsten Kirchturm in England und war schon von weiten zu sehen. In Southampton, wo ich mich einen Tag ausgeruht hatte, ist die Titanic 1912 ausgelaufen. Die Stadt ist trotz dem bösen Omen immer noch eine bedeutende Hafenstadt von England. Portsmouth wurde bereits im 15. Jahrhundert als Kriegshafen ausgebaut und ist heute immer noch eine wichtige Basis der Royal Navy. Brighton war schon für die Könige ein beliebter Urlaubsort, dem zogen die Herzoge nach, und nun kommt ganz London am Wochenende schnell hergedüst.

Einen Sandstrand, wie wir ihn von der Ostsee kennen, habe ich nur in Christchurch gesehen, ansonsten ist hier alles ein endlos langer Kieselsteinstrand, machmal unterbrochen von Kalkstein oder Sandsteinsteilküsten. Diese, zum Beispiel die "Seven Sisters" bei Eastbourne sind Ausläufer der Downs, der Hügelketten aus Kalkstein, die sich durch die Grafschaften in Südengland ziehen. Wenn ich wieder so einem Hügel entweder hoch gefahren oder geschoben habe (6-12% Steigung), dann wurde ich meistens mit einem beeindruckenden Blick über die Landschaft belohnt. Und gesehen habe ich hier in Südengland unter anderem auf der einen Seite endlos weite Getreidefelder und auf der anderen Seite viele Schafweiden. Einmal sogar eine richtig große Schweinemast auf grüner Weide, gespickt mit vielen kleinen Blechhütten, wie Zelte und bestimmt fast 10 ha groß. Ich glaube, das waren glückliche Schweine. Da ich während der Tour hauptsächlich die Bilder mit der Kamera gemacht habe und nicht mit dem Handy, zeige ich sie euch später, damit ihr mir das auch glaubt. Wenn ich mich über Komoot per Handy navigieren lasse, dann kann ich keine Fotos damit machen und von der Kamera bekomme ich sie nicht auf mein Tablet, zu Hause ging es, nobody is perfect. Aber sonst würde ich euch hier mit tausenden Bildern bombardieren. Als Radfahrer nimmt man natürlich die Umgebung viel intensiver war als ein Autofahrer, ich spüre den Wind, leider auch den Regen, doch genieße ich den Duft des nassen Waldes oder die Brise vom Meer, höre das Rauschen des Kornfeldes und das Blöcken der Schafe. Und viel lieber als durch pulsierende Städte radle ich auf schmalen Straßen ohne großen Autoverkehr und genieße die Naur und die kleinen Dörfer. Doch ganz egal, wo ich lang fahre, überall ist es sauber, keine Schmierereien, Papier oder Zigarettenkippen auf der Straße, egal ob in den Dörfern, Städten oder am Strand. Auch sind die Engländer sehr sportlich, überall wird Golf, Tennis, Kricket oder Boccia gespielt, von den Joggern und Radfahrern ganz zu schweigen. Ach ja, ihre Hunde lieben sie über alles, gehen damit auch viel unkomplizierter, also ohne große Verbote, um. Überall sind sie gern gesehen und machen auch keinen Stress.  Da ich bisher nur einmal im Pub essen war, kann ich mir über die englische Küche kein Urteil erlauben, Fish and Chips hauen mich auch nicht wirklich vom Hocker. Nach dem Genuss eines englischen Frühstücks kann man nicht gleich losradlen, das ist wirklich sehr reichhaltig und gewöhnungsbedürftig. Doch Sandwichs kann ich nicht mehr sehen. Die reichen mir für die nächsten Jahre. (es kann ja nicht alles hier schön sein).      

24.06.2016

England verlässt Europa und ich verlasse England. Das eine ist wohl der Beginn einer tiefgreifenden Veränderung für Europa, das andere nur ein kleiner Schritt für mich. Nun ist England in diesem Zusammenhang nicht ausreichend, denn hier geht es ja um Großbritannien. Schotland und Nordirland wären gern in der EU geblieben, Wales und England nicht. Heute früh beim Frühstück wurde das Ergebnis stark diskutiert, eine Frau war aus Schotland, eine Paar aus Schweden und eine Famile aus Wales. Meine Gastgeber stammen aus Irland. Alles habe ich natürlich nicht verstanden, aber was nun wird, weiß keiner.

Ich weiß, was wird, denn ich fahre morgen mit der Fähre nach Dünkirchen (Frankreich) und dann weiter bis Brüssel. Gestern bin ich schon in Dover angekommen, habe mir heute das Castle angeschaut und mich gesonnt. Das habe ich mir, glaub ich, auch verdient. Die Burg von Dover ist wirklich sehenswert, schon vor 6000 Jahren stand da schon so was wie ein Burgwall, sogar die Römer haben einen Leuchtturm hinterlassen. Da Dover an der engsten Stelle des Ärmelkanals zum Kontinent liegt, hatte der Hafen und die Burg auf den markanten Kreidefelsen immer schon eine wichtige strategische Bedeutung, so auch im 2. Weltkrieg. Doch zum Glück sind diese Zeiten vorbei, nun fahren im Stundentakt die Fähren voll beladen hin und her.

Ein Fazit meiner Tour? (mit den 2 km morgen zur Fähre genau 700 km in England in 16 Tage, davon 3 Ruhetage) Kein außergewöhnliches, nur, es war anstrengender als ich dachte, gebe ich ja zu, aber dafür unglaublich interessant und voller neuer Erfahrungen, nicht nur über die Landschaft auch über die Menschen, na und auch über mich, wenn ich dachte, das schaffe ich nicht mehr, dann habe ich es doch geschafft. Egal, ob die nicht aufhörenden Hügel oder das Suchen und Fragen nach einer Unterkunft. Täglich habe ich Neues kennengelernt und meine Landkarte erweitert. Ich habe meine Grenzen neu gesetzt und werde sie weiter versetzen, ich will doch schauen, was hinterm Horizont ist....      

 

 

Und hier noch ein paar Bilder von Dover:

 

25.06.2016

Ein entspanntes Hallo aus Belgien, ja ich bin wieder auf dem Kontinent. Das Einchecken im Fährhafen zwischen den ganzen Lastern war schon ganz schön kritisch. Aber ich konnte irgendwann mein Bike wie einen Gaul ordentlich festbinden und an Deck die Überfahrt genießen. Nochmal die heikle Phase des Auscheckens und dann ging es mit Hilfe von Komoot wieder schön die Nebenstraßen entlang. Und ehe ich es mir versah, ich habe wirklich keine Grenzphähle gesehen, war ich von Frankreich nach Belgien rüber gerutscht. An den Autoschildern fiel es mir auf. Als Ziel hatte ich mir Veurne rausgesucht, eine überraschenderweise sehr schöne kleine gepflegte Stadt. Und was mich auch freut, ich kann mich wieder ab und zu in deutsch verständigen, obwohl ich einiges heute noch in englisch geredet habe. Auch wollte ich erst noch links fahren, das hatte sich schon in meinem Gehirn festgesetzt. Wieder nach einigem Absagen rief ein Hotelier mehrere an, bis einer für mich ein kleines Zimmer noch frei hatte. Also auch hier nette Menschen. Das einheimische Bier auf dem Markplatz in der Abendsonne konnte ich also entspannt genießen. Der Abschied aus England ist gleich ein Neubeginn in Belgien, so geht das Leben immer weiter.      

27.06.2016

Habt ihr gewußt wie schön Flandern ist? Eigentlich hatte ich ja nur zwei Tage bis Brüssel eingeplant, um zum Flieger zukommen. Aber nun bin ich schon der dritten Tag hier und bin begeistert. Natürlich ist es nach den anstrengenden Hügeln in England eine Wohltat, ganz in Ruhe schön am Fluss oder Kanal entlang zu radeln, und wenn die Sonne so wie gestern am Sonntag scheint, ist es ein Traum. Alles, was ein Rad sein eigen nannte, war am radeln, ich fühlte mich wie auf der Flandernrundfahrt, Rennfahrergruppen aller Altersklassen immer alle in den gleichen Trikots, ganze Familenclans, das Bike des Sohnemanns eingehakt beim Papa, Picknick im nächsten Cafe oder auf der Wiese. Mir fiel der Osterspaziergang ein ...

Und Brügge krönte das Ganze noch, die hübsche Altstadt war voller Menschen. Brügge: Hauptstadt von Westflandern, wurde nie durch Feuerbrünste oder Kriege zerstört, reich durch Textilhandel, mit unzähligen Kanälen verbunden bis zur Nordsee, der Stadtkern ist seit 2000 UNESCO-Weltkulturerbe. Ich finde, mit recht. Nach einigen Suchen fand ich dann zufällig ein Hostel über eine amerikanische Kneipe, zwar etwas abgewirtschaftet, aber besser als garnichts. Den Sieg Belgiens habe ich dann an der Bar mit allen gefeiert. 

Heute früh dann die Schattenseite, Regen und immer noch Regen bis nach Gent, egal, in der Sonne kann ja jeder fahren, so habe ich nicht so viele Fotostops gemacht und bin zügig durch geradelt, hat eben alles seine zwei Seiten.

Ach ja, gestern bin ich endlich auf die Idee gekommen, meine Unterkunft doch vorzubuchen, also Tablet auf und Hostel in Gent und für morgen in Brüssel gebucht. Internet verändert so vieles. So konnte ich heute mit Hilfe von Komoot zielsicher durch Gent bis zum Hostel fahren (wirklich ein Traum) und danach mir Gent durch ein Schlüsselloch anschauen. Gent, Hauptstadt von Ostflandern, genauso schön wie Brügge.

An alle Radfahrer, ihr seid hier gern gesehen, es gibt extra Straßen, Umleitungen und Unterführungen nur für euch, Vorfahrt und Durchfahrt durch alle Einbahnstraßen, Autofahrer, die euch vorlassen. Und Räder in allen Ausführungen, ich komme ins Schwärmen...kommt einfach her und seht selbst.

Und nun sitze ich im Gemeinschaftsraum des hübschen Hostels bei spanischer Livemusik von Christian und Mario aus Spanien, die Mädchen haben in der angrenzenden offenen Küche gekocht und ich genieße es, die  Leichtigkeit der Jugend zu zusehen und diesen Augenblick für die Ewigkeit einzufrieren...Es sind diese Momente, die solche Reisen unvergesslich und das Leben so schön machen ...

 

29.06.2016

Mit einem Besuch im Europaparlament in Brüssel geht nun meine große Reise zu ende. Aber Brüssel ist nicht Europa, wie manche gern denken wollen. Egal,  ich fliege morgen nach Hause. Einerseits freue ich mich schon auf mein eigenes Bett und ein ausgiebiges Wannenbad, andererseits überlege ich schon, wo es als nächstes hin gehen wird. 

29.06.2016

Tja, das war`s dann wohl, morgen geht mein Flieger nach Hause, Schluss mit radeln und neugierig sein. Brüssel als Abschluss macht mir den Abschied leicht, denn die Stadt gefällt mir nicht. Irgendwie ist hier alles so schmutzig und heruntergekommen, und das scheint auch keinem zu interessieren, sie sitzen in den Cafes und um ihnen herum liegt der Dreck. Sie rühmen sich, Stadt des Jugendstils zu sein, pflegen und erhalten aber nicht ihre Bauwerke, die Fassaden haben alle schon bessere Zeiten erlebt. Das Viertel des EU-Parlament ist eine Entklave für sich.  Hier sind die Schlipsträger unter sich, ansonsten sehe ich hier nicht viel Europa...

Okay, Brüssel ist nicht Belgien, Flandern ist dagegen wunderschön und gepflegt. 

Meine Reise, leider habe ich die 1000 km nicht geknackt, aber lieber nur 927 km voller Erlebnisse, als 1000 langweilige km. Und erlebt habe ich eine ganze Menge, mehr als ich hier schreiben kann.

Es ist schön, andere Länder, Städte und Menschen kennen zu lernen, zu sehen, wie man woanders lebt. Die Schönheiten zu genießen und auch die weniger schönen Dinge zu akzeptieren, umso besser kann man sich selbst einordnen, sehen, wo man steht oder stehen will. Auch wenn ich gern unterwegs bin, ich freue mich immer wieder auf Deutschland, auf meine Heimat, denn die ist immer noch am Schönsten, jedenfalls für mich.

30.06.2016

Das Einchecken am Flughafen in Brüssel war der reinste Stress. Die wollten mein Rad nur richtig in einer Tasche verpackt mitnehmen. Da halfen nur Bestechung und schöne Augen beim Verpackungspersonal und fast weinende vor dem Oberoberchef der Gepäckabfertigung. In Berlin konnte ich es wieder zusammen bauen. Irgendwas schleift zwar jetzt, aber bis nach Hause haben wir es geschafft. 

01.07.2016

Das letzte Foto meiner Reise. Aber wenn ich Zeit habe, werde ich als Nachlese die schönsten Fotos von der Kamera hier einstellen. Das sind mehr geworden als km ich gefahren bin. Nun heißt es erstmal ausruhen und alles verarbeiten. 

P.S. Danke an alle "Mitreisenden"und bis bald mal wieder.

Kommentar schreiben

Kommentare: 13
  • #1

    Cordula (Donnerstag, 09 Juni 2016 19:59)

    Hallo Ilona,
    Du wirst das schon alles packen, daran zweifle ich überhaupt nicht! Schön das wir Dich auf Deiner Reise begleiten und verfolgen können! Weiterhin viel Spaß, eine gute Zeit und liebe Grüße aus dem Harz von Ralf und Cordula

  • #2

    Marion (Dienstag, 14 Juni 2016 21:09)

    Liebe Ilona, danke für deinen Bericht der ersten Tage! Gute Zeit, gute Erlebnisse und viele nette Erinnerungen senden dir aus Südtirol Mary, Goggo und Hannah

  • #3

    Tessa, Bo und Manu (Dienstag, 14 Juni 2016 21:59)

    Hallo Ilona,
    schön von Dir zu lesen und zu sehen. Wir hoffen, der Regen ist nicht Dein ständiger Begleiter! Hab noch eine schöne Zeit und bis bald!
    LG

  • #4

    Chrissi (Freitag, 17 Juni 2016 18:22)

    Hallo Ilona,

    da bekomme ich gleich Fernweh, wenn ich deine Berichte lese.
    Gute Fahrt und komme dort an wohin dich dein Instinkt hin führt.
    Im Erzgebirge regnet es zur Zeit auch ständig also nicht nur auf der Insel.

    Viel Spaß noch, gute Fahrt und sicherlich kommst du dann mit einem guten Englisch zurück, super.

    vlG aus Marienberg von Jürgen & Chrissi

  • #5

    Ede (Samstag, 18 Juni 2016 20:17)

    Mensch Ilona, liebe Grüße aus Deutschland / Pagram........
    In dir ist eine Schriftstellerin, Autorin, Redakteurin, Fotografin verloren gegangen. Ist genauso spannend wie Hape und sein Buch "Bin dann mal weg". Ich freu mich und bin jeden Tag auf deine Beiträge gespannt.
    Respekt Ilona ich zieh den Hut, lieben Gruß Ede☺

  • #6

    Rosi (Montag, 20 Juni 2016 12:15)

    Hallo, Schwesterchen! Tolle Bilder und tolle Erlebnisse;-)))wir wünschen dir weiter eine gute Fahrt und schönes Wetter. Zu Hause haben wir die Nachricht von Tante Waldtrauds Ableben inzwischen allen mitgeteilt. Morgen wäre sie 90 Jahre geworden. Da brennt dann eine extra Kerze.
    Liebe Grüße von der Mutsch und den anderen Frankfurtern sendet dir Rosi

  • #7

    Sylvia (Mittwoch, 22 Juni 2016 22:20)

    Ich wünsche Dir weiterhin eine gute und erlebnisreiche Tour, wenig Wasser von oben oder unten und bleib gesund
    Cheers

  • #8

    Moni (Donnerstag, 23 Juni 2016 20:49)

    Hallo Ilona,
    der pure Wahnsinn, bewundernswert.....besten Dank für Deine tollen Erlebnisberichte, Fotos, Eindrücke...wir wünschen Dir noch genügend positive Energie für alle weiteren Etappen, lesen mit Spannung Deine weiteren Schilderungen und vielleicht klappt es ja noch mit ein bißchen mehr Sonne
    Paß gut auf Dich auf und sei herzlichst gegrüßt von uns - Moni & Norbert

  • #9

    chrissi (Donnerstag, 23 Juni 2016 21:06)

    Also Ilona du bist eine perfekte Bloggerin, es sind wunderschöne Bilder und einmalige Begegnungen. Ich hatte von den Engländern auch eine andere Meinung, da ich sie bis jetzt nur von den Urlaubshochburgen und Inseln wie Mallorca kannte, ich habe sie immer mit viel Alkohol assoziiert. Super, und vermutlich scheint jetzt auch bei dir die Sonne. Bei uns im Gebirge war es heute sehr heiß. Gute Fahrt weiterhin und deinem Ziel ein Stück näher. Viele Grüße aus dem Erzgebirge von Jürgen & Chrissi :)

  • #10

    Marion (Montag, 27 Juni 2016 21:29)

    Eine gute weitere Reise

  • #11

    Ede (Samstag, 02 Juli 2016 08:33)

    Welcome at home liebe Ilona,
    nimm's leicht, die Brüssler sind momentan etwas angespannt mit der politischen Lage.
    Aber wenn's tröstet, die Belgier sind gestern auch nach Hause gefahren.

  • #12

    Marion (Mittwoch, 06 Juli 2016 22:22)

    Danke Ilona für Deine Eindrücke... wir hoffen, Du hast Dich daheim wieder gut eingerichtet und konntest Deine Erlebnisse schon so einigermaßen verarbeiten... LG Mary & Goggo

  • #13

    Helga L. (Montag, 25 Juli 2016 15:46)

    Liebe Ilona, heut am 25. Juli (übrigens: mein Hochzeitstag!) schaffte ich es endlich, Deinen interssanten Reisebericht mit den zahlreichen Fotos zu öffnen. Wunderbar, Deine Leistung und Sc hilderungen!