Zu Besuch bei der Watzmannfamilie 2019

Dem Watzmann am Bart gekrault

 

Für dieses Jahr haben sich meine Freunde einen Ausflug zum Watzmann gewünscht. Da ich schon 2009 dort war, konnte ich natürlich meine Erfahrungen mit einbringen. Auf den Foto sieht man den Watzmann von der Kühroinhütte aus, auf dem kleinen rechten Huckel steht das Watzmannhaus. Da waren wir oben, doch lest selbst ... 


21./22.07.2019

Das Frühstück entpuppt sich als ernster Kampf um Kaffee und Toaststullen, die einzige Angestellte heute früh in der Kührointhütte scheint überfordert zu sein. Doch irgendwie können wir jeder etwas abgreifen und uns fertig machen. Die Wettergott zeigt uns heute, dass er nicht nur schönen Sonnenschein zaubern kann, sondern auch einen undurchdringlichen Regenschleicher zustande bringt. Doch zum Glück ist der heutige Abstieg auf einen Normalweg, die Regensachen halten dem himmlichen Nass stand. Auf dem Parkplatz trennen sich unsere Wege, die Jungs wollen so schnell wie möglich in ihr Hotel und in die Sauna. Wir hatten eigentlich vor, am Königssee zu campen, aber nicht bei diesem Wetter. Also fahren wir Richtung Heimat, bis wir bei Regensburg aus der dunklen Wetterfront raus sind und steuern den Campingplatz am Murmer See an. Bei herrlichem Sonnenschein bekommen wir sogar einen Platz in der ersten Reihe direkt am See. Nach einem ausgiebigen Bad und Spagetti Bolognese genießen wir den letzten freien Abend.

Die erste Nacht im Camper haben wir gut überstanden, jeder hatte ausreichend Platz. Onkel Tom hat seine erste Bewährungsprobe mit Bravour bestanden. Natürlich habe ich noch eine Liste geschrieben, was ich noch so alles für ihn brauche, schließlich will ich ja mit ihm noch viele schöne Touren machen. Doch nun geht es erstmal wieder nach Hause.

 

20.07.2019

Da ich allen einen Sonnenaufgang auf dem Gipfel versprochen habe, stehen wir früh um 4 Uhr mit Stirnlampe bewaffnet vor der Hütte abmarschbereit. Doch wir sind nicht die Ersten, einige Glühwürmchen funkeln schon am Berg und zeigen uns den Weg. In großen Kehren geht es bergauf. Als nur noch Steine unseren Weg bilden, wird es etwas schwieriger, die Wegmarkierungen im Dunkeln zu finden. An der einzigen Leiter und den zwei kurzen Seilpassagen haben wir schon über die Hälfte der Strecke geschafft, die Sonne steigt langsam mit uns auf und erhellt uns den Weg.  Sie ist schneller als wir oben, doch das stört uns nicht. Als sie alles in einem roten Schimmer eintaucht und uns mit ihren Strahlen liebkost, genießen wir andächtig diesen magischen Augenblick. Die Gemsen verziehen sich vom Grat, denn immer mehr Leute steigen auf.  

Am Hocheck (2651 hm) wo das Jesuskreuz steht, wird es langsam voll. Doch die 700 Höhenmeter reichen den Jungs noch nicht, sie legen ihren Klettergurt an und wagen sich noch bis zum höchsten Punkt des Watzmann, bis zur Mittelspitze auf 2713hm. Mit Cathleen begebe ich mich derweil wieder auf dem Abstieg zum Watzmannhaus, dort können wir in Ruhe auf die Jungs warten. Sichtlich geschafft, aber glücklich kommen sie gegen 12 Uhr runter und nach einer ausgiebigen Verschnaufpause steigen wir über den Falssteig zur Kühroinhütte auf 1420 hm ab. Der Steig ist mit einigen Drathseilversicherungen bestückt und - wie es der Name schon sagt - extrem steil, aber landschaftlich eine Wucht. Die Kührointhütte liegt malerisch zwischen Wiesen und Weiden, die Kühe haben gleich nebenan ihren Unterstand. Diesmal haben wir in der Hütte ein richtiges Zimmer für uns allein. Weil nur eine Dusche da ist, nutze ich die Zeit und gehe den 30 Minutenweg  zur Archenkanzel. Von hier aus schaue ich zum Königssee runter, kann die alte Wallfahrtskirche St. Bartholomä und ein paar Schiffe sehen. Der Jenner schaut von der anderen Seite rüber. In Erinnerung an meinen letzten Besuch am Königssee verabschiede ich mich von dieser grandiosen Bergwelt. Danke, das ich hier wieder eintauchen durfte und meine Batterien aufladen konnte....

 

18.-19.07.2019

Meine erste größere Tour mit Onkel Tom II. führt uns in die viel geliebten Berge. Cahtleen ist meine bewährte Copilotin und navigiert uns sicher nach München, unseren ersten Zwischenstop. Bo, Steffen und Andreas trudeln auch so langsam ein, am Abend schlagen wir uns im Biergarten die Bäuche voll, wohl wissend, das wir für die nächsten Tage viele Kalorien brauchen.

Von München bis nach Berchtesgarden ist es am nächsten Morgen ein Katzensprung, Onkel Tom kommt gut in den Bergen voran. Auf dem voll besetzten Wanderparkplatz an der Wimbachbrücke lösen wir für ihn ein 3-Tages-Ticket für 16 Euro. Nun gibt es kein Zurück mehr, alle fünf schultern wir unsere Rucksäcke und bei herrlichen Sommerwetter geht es gegen 11 Uhr los. Wir haben genügend Zeit, müssen nicht hetzen, können die Natur in vollen Zügen genießen. Es geht gleich ziemlich steil bergauf, erst noch durch dichten Wald, dann ziehen sich die Bäume so langsam zurück. Die erste Versuchung an der Stubenalm können wir noch tapfer widerstehen, doch auf der Mitterkaseralm gönnen wir uns bei der jungen Wirtin eine Erfrischung. Sie hat die Alm vor einem Jahr übernommen und fühlt sich wohl hier. Als wir aus dem nächsten spärlichen Waldstück auf eine herrliche Almwiese treten, machen wir kurz Rast an der kleinen Schutzhütte. Denn von hier aus haben wir einen grandiosen Blick auf die ganze Watzmannfamilie. 

- Der Sage nach wurde das Land einst vom grausamen König Waze beherrscht, der mit seiner Frau und den Kindern Furcht und Schrecken verbreitete. Als er eine Bauernfamilie mit seinem Ross zerstampfte, fluchte die Bäuerin, dass Gott ihn und seine Familie zu Stein verwandeln solle. Danach tat sich die Erde auf, spuckte Feuer und verwandelte den König und seine Familie zu Stein.  -

Durch solche Geschichten nehmen die Berge für uns Menschen ihre besondere Gestalt an und ziehen uns immer wieder in ihren Bann.

Wir wollen weiter und nehmen nun die steinigen Serpentinien in Angriff, jeder kämpft bei der Hitze mehr oder weniger mit seinem eigenen Schweinehund, eine Familie mit einem kleinen Hund begleitet uns, ab und zu wird dieser getragen, wir tragen unseren auch tapfer hoch. Andreas ist wohl hoch gehüpft, der muss Sprungfedern gehabt haben. Aber er erwartet uns vor dem Watzmannhaus mit einem Tablett voll frisch gezapftem Bier. Nach 4 Stunden haben wir das Watzmannhaus in 1930 m Höhe, unser heutiges Ziel erreicht. Von der Bank aus schauen wir auf den ersten Abschnitt unser morgigen Etappe zum Hocheck hoch und sehen dort viele noch hoch und runter steigen. Wir beziehen als Erste unser geräumiges Lager, 26 blaue Matratzen liegen hier verteilt, uns werden fünf unten links zugewiesen. So langsam füllt sich das Haus, mit 190 Schlafplätzen ist es auch an diesem Wochenende ausgebucht, aber alles verläuft sich, jeder findet seinen Platz, das Essen schmeckt vortrefflich, die Jungs spielen Karten, wir genießen die Aussicht von der Terrasse. Als die Sonne zum Abschied einem roten Schleicher um die Watzmannfrau legt, gehen auch wir ins Lager. Um 22 Uhr ist Nachtruhe, die Oropaxs helfen beim Einschlafen.