Calgary - Alberta

 

22.-25.08.2018 

Eine Woche in der Cowboymetropole von Kanada und ich fühle mich wohl hier. Zwar sind die ca. 1,5 Mio. Einwohner nicht alles Cowboys, sondern eine bunte Mischung aus allen Ländern der Welt, die friedlich nebeneinander im Citytrain stehen oder im Café sitzen, aber Menschen mit dem markanten Hut und kariertem Hemd sind zu meiner Freude überall in der Stadt zu sehen, sogar die Polizei trägt Cowboyhut.    

Meine Unterkunft liegt im asiatisch geprägten Stadtgebiet Rundle, meine Wirtin kommt aus Thailand und kann genauso viel Englisch wie ich. Sie spricht in ihr Handy, wenn sie sich mit mir unterhält. Die wichtigsten Dinge regelt aber der Sohn, so kann ich auch nach einer Nacht aus dem Keller in ein helleres Zimmer umziehen, da unten war es mir zu kalt. 

Mit dem Citytrain fahre ich nach Downtown, es gibt nur 2 Linien, eine rote und eine blaue. Mein erstes Ziel ist der Tower von Calgary, er war mal mit seinen 191 m das höchste Gebäude der Stadt, wird aber mittlerweile von einigen anderen überragt. Trotzdem ist die Aussicht beeindruckend, ich verschaffe mir von oben einen ersten Überblick. Nicht weit vom Tower zu meinen Füssen sehe ich die riesengroße Rodeo-Anlage. Hier findet seit über 100 Jahren im Juli das weltgrößte Rodeo, die Calgary-Stampede statt. Etwas weiter draußen sind die Schianlagen von Olympia 1988 zu erkennen. Der Bow River schlänget sich durch das Häusermeer und verliert sich am Horizont. Anstelle der Berge lassen weite Ebenen den Blick freien Lauf, der Smog der letzten Waldbrände dämmt diesen aber etwas ein. Beim Bummel durch die Stephen Avenue, die ich über einen leuchtenden Regenbogen betrete, finde ich schnell das Objekt meiner Begierde, einen echten Cowboyladen. So viele Cowboystiefel und Hüte auf einen Haufen, einer schöner als der andere, ein paar Hüte probiere ich auf und summe leise einen Country dazu. Den Laden verlasse ich aber stolz mit einem echten Cowboyhemd. Am grünen Ufer des Bow River setze ich mich in die Mittagssonne und schaue den Gummibooten zu. Sie fahren nur ein Stück den Fluss runter. Viele Radler sausen an mir vorbei. Doch das Hauptverkehrsmittel der Kanadier ist auch hier in Calgary das Auto, und zwar ein schöner großer Truck, meistens Ford, RAM  oder GMC, mit einer großen Ladefläche für den großen Einkauf. Apropo Einkauf, in den Supermärkten gibt es alles nur in riesigen Großpackungen, da habe ich es verdammt schwer, etwas kleines nur für mich zu finden. Apropo Autos, die Autofahrer, egal ob PKW oder großer Truck, halten schon gefühlte 100m vor den Fußgängern an, um sie über die Straße zu lassen, das habe ich nun schon in den vielen Städten bewundern können. Das chinesische Viertel ist zur Mittagszeit gut besucht, ich probiere ein Lokal aus und hoffe, das es wirklich ein Hühnchen ist. Es gibt aber nicht nur Gaststätten sondern auch Läden mit asiatischen Gewürzen, eine Schule, ein Krankenhaus, Altersheim und andere wichtige Einrichtungen. Zur Tai-Massage gehe ich aber lieber nicht rein. 

Den nächsten Tag, die Sonne meint es wirklich gut mit mir, fahre ich an den südlichen Stadtrand zum „Heritage Park“, laut eigenem Werbeslogan, das größte Museum in Kanada für lebende Geschichte. Ich tauche dann auch richtig ab, gehe weit zurück, als die ersten Trapper ihre „Zelte“ noch mit Zweigen bauten, sehe die Goldschürfer in ihren Lehmhütten hausen und die ersten Forts entstehen. Auf einer Ranch werden die Pferde gefüttert, ein Cowboy reitet an mir vorbei, der Planwagen steht vor dem Zaun, im Laden liegen die Felle neben den großen Leinensäcken voller Mehl. Sogar die Schule und das Kettenkarusell sind aus grauer Vorzeit. Am Fluss liegt ein alter Schaufelraddampfer. Ein kleines Indianderdorf (drei Zelte) versucht die Geschichte der First Nation zu erzählen, ich finde, dies kommt etwas zu kurz. Im Salonwagen des nostalgischen Dampfzuges fahre ich die Geschichte im Schnelldurchlauf nochmal ab. An einem Tag ca. 200 Jahre wie im Zeitstrahl zu durchleben, das schlaucht, erschöpft finde ich mich wieder in meiner Zeit zurecht.  

Den letzten Tag (den Regentag habe ich zum waschen und schreiben genutzt) fahre ich nochmal in die Stadt und besuche das Glenbow-Museum. Hier bewundere ich die Gemälde von Alex Janvier, eines kanadischen Aborigine-Künstler. Er wird als der "erste kanadische Modernist" bezeichnet. Seine abstrakten Zeichnungen und großflächigen Gemälde zeugen von den reichen spirituellen Traditionen seines Volkes und erwecken diese zu neuem Leben. Sie nehmen auch mich gefangen. Im gleichen Museum finde ich diesmal sehr ausführlich die Geschichte der First Nation, hier insbesondere die der Blackfeet, der Peigan, der Kainai und Siksika Nationen. Viele Episoden machen mich sprachlos, gerade die der Reservate, doch einige Völker finden sich wieder und pflegen stolz ihre Traditionen. Die jungen Leute lernen wieder die Sprache ihrer Ahnen. So sagen z.B. die Blackfoots, die sich selber "Siksika" nennen, "Natosi" zur Sonne und "Oki" heißt Hallo. Die kanadische Regierung hat ihnen etwas Land wieder gegeben. Bleibt nur zu hoffen, das sie ihren Platz auf der Welt wieder finden. Auch wenn die Globalisierung voranschreitet und jeder fast überall englisch spricht, finde ich, dass jedes Volk seine Traditionen und Sprache bewahren sollte. Erst die Vielfalt macht das Leben doch so besonders, was wäre eine  Almwiese ohne bunte Blumen … Doch bevor ich hier abschweife, gehe ich lieber nach einem ausgiebigen Stadtbummel in den Unicorn -Pub und genehmige mir ein echtes kanadisches Steak, dazu – sorry, ein irisches Bier ein Guinness. Beides schmeckt köstlich. Am Nebentisch sitzen einige im roten Fan-Trikots des Footballteam Calgary Stampeders, die haben wohl heute gespielt und (hoffentlich) gewonnen.   

Mit dem letzten Tag in Calgary sind die ersten 4 Wochen meiner Kanadareise rum, die nächsten 4 Wochen liegen vor mir. Was soll ich sagen, ich liebe Kanada und möchte noch mehr davon erleben.  

 

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