3. Studientreffen in Pobershau-Erzgebirge

01. Juni 2018

Seit einem Jahr wissen wir wo wir uns treffen werden, die Bungalows sind rechtzeitig gebucht. Für 11 Paare ist es garnicht mal so leicht, unsere Ansprüche sind zwar nicht groß aber speziell. So brauchen wir neben den Schlafstellen ausreichend Platz zum fröhlichen Zusammensein, wenn möglichst ungestört bis in den Morgenstunden, sowie Bewegung in der Natur verbunden mit etwas zur Wissenserweiterung. Ob in Potsdam, Leipzig oder Wesenberg, am Helenesee oder in der Rhön, ob wandern, radeln oder paddeln, immer war es eine Freude alle wiederzusehen und das Wochenende gemeinsam zu verbringen.      

Voller Vorfreude fahre ich diesmal Richtung Süden nach Pobershau bei Marienberg ins Erzgebirge. Chrissi hat uns wieder zu sich eingeladen. Es ist seit unserem Studienende 1986 mittlerweile das 14. Treffen, immer gemeinsam mit unseren Männern und lange auch mit unseren Kindern. Nun kommen zwar die Kinder nicht mehr mit, aber dafür werden stolz deren Fotos vom Abiball, Hochzeiten sowie der ersten Enkel gezeigt. Jeder nimmt voller Interesse am Leben des anderen teil, freut sich mit einen, gibt Ratschläge oder spendet Trost.      

Als ich endlich eintreffe, sind schon fast alle da, die Begrüßung mit allen ist herzlich, wie immer hat sich keiner seit dem letzten Treffen verändert. Da Heike diesmal auch alleine gekommen ist, teilen wir uns ein Zimmer. Das Feriendorf "Schwarzwassertal", mitten im Wald gelegen, haben wir fest in unserer Hand, den lauen Sommerabend beginnen wir auf der Terrasse, die Männer stoßen mit den mitgebrachten heimischen Bieren an, der bereits im Kühlschrank gekühlte Wein wird eingeschenkt, die ersten Fotoalben liegen auf den Tisch, Axel schmeißt den Beamer an, Fotos der letzten Treffen huschen über die Leinwand, die Gespräche drehen sich um alles Alte und Neue. So als ob nicht schon wieder zwei Jahre vergangen wären, nehmen wir den Gesprächsfaden von damals wieder auf.

Als ich mit Ralf anstoße (wir wissen beide, wer mit uns anstößt), erzählt er mir stolz von seinen Kindern und übermittelt mir deren liebe Grüße. Vor Jahren war ich mit Bernd bei ihnen zuhause im Harz als ich den Brockenmarathon gelaufen bin.   

Bettina nimmt für ihre neue Liebe jede Woche lange Fahrstrecken auf sich. Ihr Andreas, der einzige Wessi unter uns, hat sich schnell in unsere Runde eingelebt. Mit Burghardt fachsimpelt er über PS und andere Stärken.

Chrissi`s Aufregung legt sich langsam, ihre Freude, alle wieder bei sich zu haben, lässt sie strahlen.

Der erste Abend ist wie immer viel zu kurz, um mit allen zu reden, doch das miteinander sitzen, sich geborgen fühlen in dieser Runde, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Kurz bevor der erste Hahn kräht gehen die Letzten schlafen. . .                                       

 

 

02. Juni 2018

Am Sonnabend pünktlich nach dem Frühstück führt Jürgen unsere Wanderung an, er ist für heute unser Guide und will uns eine kleine Ecke seines Erzgebirges zeigen. Das Wetter ist auf unserer Seite, kein Regen und keine Hitze, also prima Wanderwetter. Unsere Wanderung führt uns erst durch das Schwarzwassertal an der kleinen wilden Pockau entlang. Nach einem etwas steilen Aufstieg durch den Wald machen wir Rast bei Kaffee-Kurt und lassen uns den selbstgemahlenen Kaffee und den selbstgebackenen Kuchen schmecken. Nun geht es am „Grünen Graben“ entlang. Dies ist ein alter künstlich angelegter Graben, der früher das Aufschlagwasser zu den Erzgruben in Pobershau führte. Unser Ziel ist der Katzenstein. Seinen Namen erhielt er wegen eines Felsvorsprunges, der früher die Gestalt eines Katzenkopfes hatte. Von dem ca. 90 Meter hohen Aussichtsfelsen kann man hinab ins Tal sehen, die Pockau rauschen hören und einen Blick auf die gegenüberliegenden Höhen werfen.
Der Sage nach soll der König auf seiner Treibjagd hier Rast gemacht haben, er genoss den herrlichen Ausblick und frühstückte am noch vorhandenen Steintisch. Als plötzlich zwei Wildkatzen vor den Augen des Königs in den Abgrund stürzten, taufte er den Felsen auf Katzenstein. Chrissi erzählt uns, dass sie hier auch mit ihren Kindern oft Rast gemacht hatten.

Bei den lockeren Gesprächen auf unserem Weg merken wir garnicht wie die Zeit vergeht. Cordula genießt dieses Wochenende fernab vom Arbeitsstress. Daggi und Axel waren Helfer beim einmaligen internationalen Swimrun 1000 Lakes, welches 2016 in ihrem Wohnort startete. Astrid und Klaus freuen sich auf die Hochzeit ihrer Tochter, die in einpaar Wochen stattfinden wird. Astrid ist schon ganz aufgeregt, Klaus ruht in sich, wie ein Fels in der Brandung.

Gegen Mittag kehren wir in der Bergschänke „Zum Katzenstein“ ein und wandern danach gemütlich wieder ins Feriendorf zurück. Zum Kaffee werden wir von Maria mit selbstgebackenen Blechkuchen überrascht, er ist noch richtig warm und schmeckt oberlecker. Sogar die Ränder werden abgekratzt. Auch Bettinas Schildkröte wird von Astrid liebevoll versorgt. Wieder machen die Fotobücher die Runde und die interessanten Gespräche reizen nicht ab. Kerstin und Kathi gefallen meine Gedichte, die ich zum lesen gegeben habe. Heike erzählt von ihren jüngsten Enkel und Antje von ihren Reisen. Beim Abendessen amüsiere ich mich mit Kathi und Siggi über unseren geschäftstüchtigen Wirt, doch das Essen aus dem Ofen mundet vortrefflich.

Wieder sitzen wir bis spät in die Nacht, lachen und schwatzen wie zu alten Zeiten, sogar die alten Spitznamen fallen, nur die Gesprächsthemen haben sich etwas geändert. Aber das stört keinem. Da es der letzte Abend ist, bedanken wir uns bei Chrissi für das gelungende Wochenende. Dann wird feierlich der Staffelstab weiter gegeben. Um der Reihenfolge treu zu bleiben, überreicht Chrissi mir den Stab. Ich darf 2020 alle zu mir einladen. Natürlich nehme ich ihn voller Stolz entgegen und glaubt mir, da bin ich jetzt schon am planen!

 

 

03.Juni 2018

Nach dem Frühstück hieß es leider wieder Abschied nehmen. Das obligatorische Gruppenfoto klappt wie immer hervorragend, nur das Axel sich in die Frauengruppe einschmuggeln wollte. Und so wie die Begrüßung am Freitag war auch die Verabschiedung von allen herzlich.

In kleiner Gruppe sind wir noch ins Schaubergwerk von Pobershau eingefahren. Gehämmert haben wir aber nicht, das hat der Guide uns bloß vorgeführt. Und den Schwibbogen haben wir auch nicht mitgenommen, ist ja noch nicht Weihnachten.

 

P.S.

Ich möchte mich hiermit bei allen für das schöne Wochenende bedanken. Diese Tradition, die wir mit unseren Treffen pflegen, ist so unendlich wertvoll, mit nichts auf der Welt aufzuwiegen. Wenn ich etwas besitzen möchte, dann diese Freundschaft.

 

Zum Abschluss ein Gedicht über unsere Studienzeit:

 

                   Studenten            

 

            Wir hatten den Kopf voller Flausen

            Und kam` wie Prometheus daher

            Wir reizten gern die Götter

            Und manch andere noch mehr

 

             Am Tage im Hörsaal lauschen

            Und nachts diskutieren unterm Mond

            Wir wollten alles verstehen

            Und wurden mit Wissen belohnt

 

            Wir lernten Tiere zu züchten

            Und große Feldern bestellen

            Wir spürten die Süße des Weines

             Und tanzten mit manchen Gesellen

 

             Das Kapital war unsere Bibel

            Und Herbarium zugleich

            Wir waren zwar arm an Münzen

            Doch im Geiste waren wir reich