2. Wandern im Ötztal und zur Zugspitze


05.07.2017 zur Winnebachseehütte

Meine 1. Bergtour startete ich in Österreich. Mit Onkel Tom fuhr ich die steilen Kehren von Längenfeld im Ötztal nach Gries hoch, ab und zu hat er so komisch gequietscht, ist ja auch nicht mehr der Jüngste, aber wir haben es geschafft, auf dem Wanderparkplatz lies ich ihn einfach stehen und ging, den Rucksack geschultert, zu Fuß weiter. Mein Ziel: die Winnebachseehütte auf 2361 m. Sie gehört der Deutschen Alpenvereins (DAV) Sektion Hof. Ich hatte mir diese Hütte aus einem ganz besonderen Grund ausgesucht, denn sie war 1901 durch die DAV-Sektion Frankfurt (Oder) erbaut, nach dem Krieg aber an die Sektion Hof abgegeben worden, da sie nicht mehr im Einzugsgebiet des Arbeiter-und Bauernstaates lag. Nach der Wende haben wir uns als DAV-Sektion Frankfurt (O) wieder gegründet, ließen aber die Hütte in der Obhut der Hofer Bergfreunde. Diese halten die Tradition in Ehren und laden uns regelmäßig zu ihren Jubiläum ein. So waren zur 125 Jahrfeier einige von uns auch auf der Hütte. Den Bericht dazu könnt ihr in unserem DAV-Heft 2017 nachlesen. Und ich habe nun einfach 10 dieser Hefte mitgenommen und dem Wirt geschenkt. Sie haben sich darüber sehr gefreut und mich gleich mit einem Schnaps bewirtet, das 6-Mann-Lager hatte ich dann auch für mich allein. Der Weg zur Hütte war zwar steil aber gespickt mit einigen Wasserfällen, und hinter der Hütte dann der herrliche Winnebachsee, da hätte ich stundenlang sitzen können. Da ich am nächsten Tag nicht gleich absteigen wollte, bestieg ich den Hausberg der Hütte, den Gänsekragen auf 2914 m. Zwar hatte ich ganz schön zu pusten, war ja schließlich mein 1. Berg in diesem Jahr, aber die Aussicht entschädigte mich für alles. Ganz allein auf einem Gipfel, die Ruhe und Weite in sich aufnehmen, unbeschreiblich ...

Am frühen Nachmittag kam ich dann wieder unten bei Onkel Tom an, ihm ist nichts Außergewöhnliches passiert, und fuhr zu dem schon vorher ausspionierten Campingplatz "Ötztal" in Längenfeld. Selber einen teilweise schattigen Platz aussuchen, für zwei Nächte anmelden, Zelt aufstellen und ins anliegende Freibad gehen. Bei 30 Grad eine Wohltat. Der nächste Tag war der Ruhe gewidmet, baden, Spaziergang durch Längenfeld und Umgebung, Eis essen und das öffentliche Freiluftkino "Die Berge" genießen. Den Campingplatz kann ich nur empfehlen, modern mit allem Drum und Dran und trotzdem sehr schön im Einklang mit der Natur. Abends packte ich dann meinen Rucksack für den nächsten Berg, mit Freunden wollte ich nun, nach dem missglückten Versuch im Vorjahr, die Zugspitze besteigen. Die Pizza zum Dinner sollte mir die nötigen Kalorien dazu geben.

 

09.07.2017 Zugspitze 2. Versuch

Man kann hinfallen, abstürzen oder alles verlieren, das ist schlimm, aber noch schlimmer ist es, wenn man aufgibt. Wir aber wollten nicht unseren Traum, die Zugspitze über die Höllentalangerhütte zu besteigen, aufgeben. Also trafen wir uns nun am 06.07.17 erneut in Hammersbach. Wir, das waren Cathleen, Bo, Andreas und für den verhinderten Ede kam Steffen mit. Ich freute mich, sie alle wiederzusehen. Bei herrlichem Sonnenschein und genügend Zeitpolster zogen wir duch die Höllentalklamm die schon alleine eine Reise wert war. Auf der DAV-Höllentalangerhütte bezogen wir unser Zimmer, wir Frauen schickten die Männer ins obere Stockwerk und versuchten abends auf der Terrasse sitzend, den Weg zum Gipfel mit den Augen schon mal vorzusteigen. Da es laut Wetterbericht am nächsten Tag ab Mittag regnen sollte, gab es schon um 5:30 Uhr Frühstück. Um 6:20 Uhr starten wir. Ca. 6-7 Stunden waren eingeplant. Wir legten gleich die Klettergurte an, wohlwissend, das es am Einstieg aufgrund der vielen Gruppen eng werden würde. Da wir den ersten Teil des Weges noch kannten, freuten wir uns auf die Leiter und das Brett, froh darüber, beides diesmal im Trockenen genießen zu können. Dass es dann aber doch ziemlich steil am Fels mit leichten Klettereinlagen ging, hatten wir irgendwie nicht mehr so richtig auf dem Schirm und auf das Schotterfeld freuten wir uns auch nicht wirklich, meisterten es aber alle sicher. Bis dahin waren wir im vorigen Jahr auch gekommen, nun betraten wir Neuland. Am Gletscher angekommen legten wir alle zum ersten Mal die Steigeisen an. Ich war zwar schon oft in den Bergen, aber über einen Gletscher bin ich auch noch nicht gelaufen, es gibt eben immer ein 1. Mal. Trotzdem betraten wir voller Zuversicht in den schon ausgetreteten Spuren der anderen Gruppen den Gletscher. Der war am Anfang noch voller matschigem Schnee, so dass man gut die Spur gehen konnte, also die Steigeisen fest in den Schnee hauen und hoch stampfen, das hat auch bei allen prima geklappt. Dann wurde es steiler und auf einmal auch richtig eisig. Ohje, ich sah mich schon fast auf den Hintern runter rutschen, schlug aber tapfer meine Eisen ins Eis und meisterte auch diesen Teil. Ab und zu musste man aber auch auf den Weg achten und den Spalten ausweichen, an einer bin ich ganz dicht vorbei, die großen Spalten haben wir aber alle weiträumig umgangen. Von weiten sahen wir schon den Andrang an der Randkluft, das ist der Übergang vom Gletscher zum Felsen. Diese wird immer größer, je weiter der Gletscher schmilzt und der Schnee taut. Wir hatten Glück, am oberen Einstieg war der zu überwindende Abstand eine Schrittlänge breit, aber die Drahtseile doch über eine Armlänge entfernt. Da Andreas seinen Klettergurt vor dem Gletscher abgelegt hatte (hat ihm wohl irgendwie gestört), musste er ihn nun wieder auf der schmalen Standfläche anziehen. Wir hielten ihn fest, damit er uns nicht am Gletscher abhanden kommt. Mit etwas mehr Armkraft als sonst musste der Einstieg zum Kletttersteig bewältigt werden. Dafür hatten wir sicherheitshalber ein Seil mit genommen, haben es aber nicht gebraucht. Nach einer kleinen Wegstrecke fing dann der nicht enden wollende Klettersteig bis zum Gipfel an. Die Sonne schien uns viel zu doll, das Wasser wurde knapp und die Kräfte ließen nach. Schritt für Schritt ging jeder seinen Weg, den anderen Gruppen ging es nicht besser. Aber das Gute am Berg ist, man hilft sich gegenseitig, ob nun mit einen Riemen für die Steigeisen anstelle des vergessenen, ob mit Traubenzucker oder Magnesium, ob mit Wasser oder einen guten Zuspruch. Alle achteten auf den vor oder hinter einen gehenden, ließ schnellere vor oder wartete in Ruhe. Nur eine Frau kannte wohl diese Regeln nicht. Erst hatte sie sich an uns gehängt, weil sie nicht allein die Randkluft bewältigen wollte und unser Seil sah, dann rannte sie pfeifend den falschen Weg und telefonierte am Berg wie leicht das doch alles sei. Und zu guter Letzt drängelte sie an einer schwierigen Stelle einfach an uns vorbei und forderte noch Platz ein. Hätte Cathleen sie nicht festgehalten, wäre sie abgestürzt. Bei solchen Leuten bekomme ich einen dicken Hals, da könnte ich verrückt werden, bringt mit ihrer Arroganz und Überheblichkeit noch andere in Gefahr, da rege ich mich auch jetzt beim Schreiben wieder auf. Und schneller als wir war sie am Ende auch nicht. Egal, wir liefen Schritt für Schritt den Grat hoch, waren begeistert von dem tiefen Blau des Eibsees unter uns, sahen unsere Hütte manchmal im Tal winken und das Gipfelkreuz über uns locken, kletterten durch die Scharte und über lose Steinbrocken, um endlich kurz vor dem Gipfel auf dem Jubiläumsgrat zu stoßen. Es setzte schon leichter Nieselregen ein und die Sicht wurde schlechter, aber wir standen alle fünf etwas fertig aber freudestrahlend am goldenen Gipfelkreuz. Das Gefühl, es geschafft zu haben und über sich selbst hinaus gewachsen zu sein, kann und will ich nicht beschreiben, wer oben war, kennt es und weiß was ich meine.

P.S.

Am nächsten Tag waren wir nach einem gemütlichen Ausflug zur Alpspitze zum BMW-Motorrad-Treffen in Garmisch eingeladen.